Geschichten aus der Heimat- Dimitri Glukhovski
Während meiner Adolenszenz habe ich eine zeitlang sehr viel russische Sci-Fi gelesen. Viel altes Zeug, die Strugazkis zB. aber auch moderne Autoren. Zwei davon haben mich nachhaltig beeindruckt. Der eine war Sergej Lukianenko mit seinen Wächter Büchern, die stärker im Fantasy und Horror Genre wilderten, aber mit Spektrum einen der schönsten Romane der 00er schrieb. Dimitri Glukhovski war der andere und dieser hat mit der Metro Reihe nicht nur im belletristischen, sondern auch im Videospielbereich Spuren hinterlassen. Ich muss aber sagen, dass mir Glukhovski im Gegensatz zu Lukianenko oftmals zu sperrig war, Lukianenko kann nicht nur eine Geschichte erzählen, er kann sie lebendig machen.
Interessanterweise befinden sich die beiden nun auf den entgegengesetzen Seiten. Lukianenko war bereits bei der Besetzung der Krim davon überzeugt, dass das absolut gerecht sei und seine Position wurde in den Jahren keinesfalls gemäßigter, im Gegenteil, erst vor ein paar Tagen war er bei einer Sendung zu Gast, bei dem der Moderator sich hinreißen lies, zu sagen, dass man doch am besten ukrainische Kinder, die sich negativ gegen Russland äußern, ertränken sollte. Lukianenko war da gemäßigter, nur mit der Gerte sollte man sie züchtigen.
Glukhovski hingegen, immer schon ein stärkerer politischer Geist, hat mit Kritik niemals hinterm Berg gehalten. Er ist einer der wenigen Intellektuellen Russlands, die niemals still blieben und mittlerweile auch auf der Fahndungsliste.
Vor ein paar Tagen sind nun einige Texte von ihm in gesammelter Form beim Heyne Verlag erschienen und eigentlich sollte ich fertig sein, um das Ganze ordentlich besprechen zu können, aber zu bedrückend sind die Gedanken. Er stellt sich die Frage, die ich in den letzten Monaten mehrmals bei Podiumsdiskussionen von den Teilnehmern gehört habe: Wie konnte aus einem Volk, dass sich doch erst vor 30 Jahren scheinbar einem totalitär geführten Regime entledigt hat, wieder eines werden, dass in einem Angriffskrieg gegen Brüder geht?
Er gibt eine Antwort, die ist recht desillusionierend, auch nicht wirklich neu, aber schöner formuliert. (Daher erspare ich es mir jetzt auch, diese zu wiederholen, das Buch einfach selber lesen).
Ein Buch, dass aktueller nicht sein könnte, dass einem vieles näher bringt und daher in meinen Augen unbedingt gelesen gehört. Große Empfehlung.