Ach Leute, irgendwie habt ihr ja - meiner Meinung nach - beide recht. BotW ist radikal anders als Zelda bisher (selbst wenn man unbedingt betonen will, dass Open World ja schon in Teil 1 wichtig war, wurde Zelda ja auch in späteren Inkarnationen oft als “Open World” bezeichnet - allerdings wohl mit einer etwas anderen Interpretation als Open World heute). Es legt seinen Fokus auf andere Dinge und lässt vieles zurück, was zumindest manchen Zelda-Fans unglaublich wichtig war. Dass die (und damit auch ich) furchtbar jammern, ist klar - vor allem, wenn dann von Nintendo kommt “und so machen wir in Zukunft Zelda-Spiele!”. Da fühlt man sich als Fan der klassischen Formel natürlich verraten und verkauft.
Aber natürlich ist BotW ein Teil der Reihe, das kann man ihm nicht absprechen. Zelda hat sich auch so immer wieder entwickelt, wenn auch meiner Meinung nach nie so radikal wie hier, wo plötzlich das Erkunden der Welt Vorrang vor fast allem hat und man die alte Formel einfach hinter sich lässt (okay, Zelda II vielleicht mal abgesehen, aber das wurde ja dann weitgehend verworfen und da war die Formel ja auch noch nicht wirklich etabliert). Und wenn ich so zurück denke, ich war auch da nicht mit allen Entwicklungen einverstanden. Majora hat z.B. ja kaum Dungeons und einen riesigen Fokus auf die Oberwelt? Fand ich persönlich schwach, aber für viele ist es eines der besten Zelda-Spiele, weil es anders ist. Wind Waker ist ja auch so ein kontroverser Titel. Für mich zu viel erkunden, zu viel “Open Sea”, wenn man so will, für andere einer der besten Teile. BotW ist einfach der nächste Versuch, hier “anders” zu sein. Würde man sagen “One Off” würden sich glaub ich viel weniger Leute aufregen. Aber sagt man “das ist die Zukunft” verstehe ich den Frust.
Generell ist es glaub ich immer ein Wagnis, an der Formel einer Serie zu rühren - das kann natürlich gut gehen, aber man wird immer Fans verlieren, weil man Dinge wegwirft, die für sie wichtig waren. Für mich existiert ja auch Resi nach Code Veronica quasi nicht mehr. Die Xeno-Reihe enttäuscht mich mit jedem Spiel, der nicht der Formel von -gears oder -saga folgt (auch hier “wieso Open World?”). Oder ich wünschte, Final Fantasy wäre bei der Formel bis X geblieben und hätte nicht die Experimente danach gewagt (übrigens ist FF XII für mich so ein Beispiel, wo ich drangeblieben bin, obwohls mir keinen Spaß gemacht hat - 250 Stunden (ich glaub, das meiste, was ich je in ein FF gesteckt habe), und ich finde das Spiel bis heute im Vergleich schwach … wobei der Fast Forward in Zodiac Age echt Wunder wirkt). Andere feiern diese Änderungen. Sowas wird einfach selten ein einstimmiges “Gut so!” der Fans. Je radikaler, je kontroverser - und das zeigt sich auch hier.
Und weil ich das Beispiel letztens gut und passend fand: Stellt euch mal vor, Mario Kart 9 hat fotorealistische Grafik, keine Items mehr und eine realistische Schadenssimulation, die einzige Gemeinsamkeit zur Serie ist man fährt Rennen und es sind Mario-Figuren im Kart. Würden sicher manche auch gut finden, dass endlich das Zufallselement weg ist, der reine Fahrskill zählt und die Grafik nicht mehr so kindlich/comic ist. Aber manche würden sich denken “was hat man unserer Serie angetan?”. Und so ähnlich ist es halt jetzt auch bei Zelda.
Ich hoffe, dass Nintendo in Zukunft beide Schienen bedient und nicht einfach nur noch BotW-Style macht, weil ich den alten Stil einfach für mich persönlich besser finde und ich mich jetzt seit Release versuche, zu motivieren, BotW endlich fertig zu spielen, aber die Aussagen, dass man bei dem Stil bleiben will, lassen mich nicht so viel hoffen. Ich kenne andere, die total auf den neuen Stil abfahren, aber für mich, der bei Skyrim sich einfach denkt “sagt mir einfach, wo ich hingehen soll, mich interessiert das Erkunden nicht”, ist es das falsche Spiel und der falsche Fokus. Aber, wie schon gesagt: Link’s Awakening. Das gleicht es dann schon wieder aus.