Heute ein Schoki mit Erdnuss im Mund gehabt (warum gab’s auf einmal andere Schoki auf der Station???) und sofort zur Derma runter, weil ich mein Adrenalinstift nicht mit hatte, Cortison und Antihistamin genommen und GsD nichts schlimmeres passiert.
Oberarzt sieht meinen gewissermaßen vorhandenen Bauch, sagt zu mir “Sie sollten lieber Karotten essen”, ich darauf “auf die habe ich eine allergische Kreuzreaktion” und er dann “ok, dann ist’s schwer”…
Danach “aber Fleisch geht, stimmt’s?”
Mah! ich merke in den 3 1/2 Wochen schon, dass die Ärzte regelrecht unhöflich sind bei JEDEM Patienten mit einem BMI über 25 *)… das ist einfach zach, ich mein warum denn? können die alle keine dickeren Menschen behandeln oder ist bodyshaming jetzt im Gesundheitswesen auch schon angekommen?
Sicher ist es ungesund, sicher gibt es auch nicht-medikamentöse Ansätze, die man als erste Maßnahmen setzen sollte wie gesunde Ernährung, Sport und so weiter, aber ich finde man sollte sich echt nicht im Ton vergreifen. Der von heute meinte es sicher nur scherzhaft, aber wenn man öfter so nen Schmäh hört, kann das auch verletzend sein. Aus anderen Abteilungen hab ich auch schon so Kommentare gehört wie “die wirklich wirklich Dicke”, was ja so nicht schlimm wäre, aber der Unterton war einfach so herablassend. Auch von Patienten hab ich schon gehört, dass teilweise ungute Kommentare über ihre Korpulenz gemacht werden hier und da in den div. Abteilungen / Ambulanzen.
Ich verstehe es nicht. Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass es gesund ist und gehört eigentlich behandelt (wobei ja in Österreich jeder Patient auch das Recht hat, alle Maßnahmen zu verweigern, sofern urteilsfähig), aber ich find’s nicht schön, wenn man drauf so rumhackt.
Immer wenn ich zu Patienten gehe und denen einen Zugang lege oder Blut abnehme, weil die anderen es nicht konnten, da entschuldigen sich die Patienten auch immer bei mir, ob es ihre Korpulenz, ihr Venenstatus, ihr Schmerzempfinden, oder sonst etwas ist. Ich denke mir da immer “jeder Mensch ist anders, trotzdem sollte ich jedem Menschen mit einen gewissen Maß an Respekt und Zuwendung begegnen”. Irgendwie hab ich da bisschen Mitgefühl mit den Patienten, weil sie vermutlich oft sich die Schuld selbst geben, aber ich weiß ja, dass das alles eigentlich nicht so leicht ist.
Nicht jeder kann leicht abnehmen, nicht jeder nimmt schwer zu, nicht jeder hat gute Venen, nicht jeder erträgt einen Nadelstich gleich gut, und nicht jeder hat gleich viel Geduld - auch mit dem Personal. Für mich ist das ja auch alles okay. Wenn es sich inhaltlich anbietet bzw. mich der Patient darauf ansprechen würde, dann würde ich natürlich Diätberatung geben und auch andere medizinische Leistungen erbringen, die ich zu erbringen fähig wäre, aber mir würde nie in den Sinn kommen und bei einem dicken Patienten, nur weil da z.B. schwer eine Vene zu finden ist, sagen “najo, hätten’s mal a Portion weniger gnomm’n, dann hätt’ma des Schlamassel ned”…
Sorry, wenn sich mein Beitrag wie ein Blog-Eintrag liest, aber ich wollte das durchaus hier posten, weil ich hoffe, dass ich nicht alleine mit der Meinung da stehe und vl hat jemand einen Vorschlag was man machen könnte, um genau solche Patienten wieder aufzubauen, ich versuche aber eh so gut es passt, dass ich sie aufmunter und auch über Dinge aufkläre, für die sie eben vl selber nichts können.
Ist ja ganzheitlich gesehen nicht so toll, wenn man eh schon krank ist und sich noch Vorwürfe macht und dann in einen Strudel von Dysthymie oder Depression rein rutscht und dadurch nur noch kranker wird.
*) BMI <18,50 = Untergewicht
18,50-24,99 = Normgewicht
25,00-29,99 = Übergewicht
30,00-34,99 = Adipositas I
35,00-39,99 = Adipositas II
40+ = Adipositas III bzw. Adipositas per magna