Politik: Reaktionen zur aktuellen Rassismus-Thematik

Bezüglich der Diskussion um „Uncle Ben’s“ - wie @Jokus auch schon geschrieben hat, geht es nicht allein um die Darstellung. Schwarzen wurde früher das „Mister“ oder „Misses“ verwehrt, weil es sie mit Weißen auf die gleiche Stufe gestellt hätte. Deshalb wurden sie mit „Uncle“ oder „Aunt“ angesprochen. Also definitiv rassistisch.


Ich fürchte, dass L’Oreal hier sowas wie „Greenwashing“ für Rassismus betreibt und sich dabei nicht grad gut anstellt. L’Oreal ist übrigens ein Nestlé-Ableger, und denen trau ich alles zu.
Beim Beispiel von Unilever (siehe Link) macht es schon mehr Sinn, weil hier „blass“ mit „schön“ gleichgesetzt wurde.

Und weils auch zur Beauty-Industrie passt: In den letzten Wochen hab ich immer wieder gelesen und gehört, dass sich viele Firmen total unrassistisch wahrnehmen, weil sie eh auch dunkelhäutige Menschen (vorwiegend Frauen in Beauty- & Fashion-Branche) als Models in der Werbung haben. Eine Kritik dabei ist aber, dass diese Personen in den meisten Fällen als „exotische Ausnahme“ dargestellt werden. Die eine Schwarze und die eine Asiatin zwischen den vielen anderen Weißen. Oder auch gern in einem animalischen Kontext dargestellt werden.
Und hinter den Kulissen handelt es sich dann außerdem um weiße Unternehmen, sprich keine oder kaum BIPoC (https://kritische-maennlichkeit.de/glossar/people-of-color-person-of-color-poc/) die im Unternehmen angestellt sind, und wenn doch, dann unter schlechteren Bedingungen, in niedrigen Positionen, etc.
Ich hab auch das MoinMoin zum Thema bei den Rocket Beans gesehen. https://www.youtube.com/watch?v=tOJTfcyRIpU Im Journalismus dasselbe Problem: Im Regulärbetrieb werden kaum BIPoC angestellt oder sind zumindest als freie Mitarbeiter*innen vorhanden. Mit der #BlackLivesMatter-Debatte standen plötzlich viele vor dem Problem, dass sie keine Nicht-weißen haben, die über das Thema Rassismus angemessen berichten können. Tja. :roll_eyes: Selbst nicht auf Diversität im Team setzen, dann aber vielfältig sein oder zumindest wirken wollen, ist halt blöd.
Long story short: Was nach außen kommuniziert wird, muss auch hinter den Kulissen gelebt werden.

Themenschwenk: Wir sollten nicht immer so tun, als wäre es ein Problem der USA. Klar, dort sind es noch mal viiiiiel ärgere Ausmaße, aber auch in Österreich oder Deutschland haben wir Probleme.
Schaut euch diese Liste mal an, das ist echt schlimm.


Oder diesen Instagram-Account aus Deutschland mit Alltagsrassismus-Zitaten bei denen einem das Grausen kommt.
https://www.instagram.com/wasihrnichtseht/

Folgende Tipps habe ich, unter anderem, in den letzten Wochen aufgeschnappt, was man selbst tun kann:

  • BIPoC supporten – folgt ihnen auf Social Media, kauft ihre Kunst (Buch, Musik, Comic, Game, etc.), besucht ihre Lokale/Theaterstücke/Festivals, etc.

  • Die eigene Bubble erweitern – Das Folgen auf Social Media z.B. hat auch den Vorteil, dass man die eigene Bubble erweitert und dann auch mehr/anders über rassistische Themen informiert wird. So lernt man viel dazu. Und grad jetzt gibt es wirklich viel Möglichkeiten, sich zum Thema zu informieren.

  • Sich aktiv übers Thema informieren – Zwei Bücher, die mir in den letzten Wochen immer wieder als Empfehlung untergekommen sind, und die ich schon auf meiner Leseliste habe, wären diese hier (beide Autorinnen deutsche schwarze Frauen, die auch auf Social Media aktiv sind :wink: wink-wink):

Die aktuelle „Erklär mir die Welt“-Folge dreht sich auch um BLM (hab sie selbst noch nicht gehört, aber die Folgen finde ich meistens gut verständlich und kompakt): https://erklaermir.simplecast.com

  • Drüber reden – Rassismus thematisieren (auch wenn der „Trend“ wieder vorbei ist) ist ganz wichtig. Also super, dass es dieses Topic jetzt hier gibt. :slightly_smiling_face:
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bezügl poc, die in der werbung als „animalisch“ dargestellt werden: da sollten dann auch über filme wie black panther nachgedacht werden. oder ist das in dem kontext des hervorstreichens der afrikanischen herkunfts dann schon wieder positiv?

Es wäre rassistisch gewesen wenn den Hauptdarsteller ein weißer gespielt hätte. Aber ja, es kann, wie vieles, sicher auch negativ interpretiert werden.
Erinnert mich jetzt an die H&M Werbung und dem Kind mit den Affen Pullover wo es ordentlich Kritik gehagelt hat. Die eigene Mutter sah es nicht als rassistisch an. Gut, könnte auch deswegen sein weil sie für den Werbeauftritt genug Geld bekommen hat. :laughing:

Am besten kommen überall nur mehr geschlechtsneutrale Strichmänchen zur Anwendung, dann fühlt sich keiner mehr in irgend einer Art beleidigt oder sonst irgendwie benachteiligt.

Was mir bis heute nicht ganz klar ist bei dieser H&M Geschichte ist, ein dunkelhäutiges Kind darf solch ein T-shirt nicht tragen weil es bei anderen Menschen als rassistisch gesehen werden könnte? Ist das per se nicht selbst wieder ein rassistischer Gedanke?

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Nachdem noch heute von Idioten in Fußballstadien Bananen aufs Feld geworfen werden, wenn ein schwarzer Gegenspieler ein Tor schießt, ist „The coolest monke in the jungle“ vielleicht nicht so angebracht. Va weil der weiße Junge ja ein Jungle Survivor war.

Und Black Panther ist ein ganz gelungenes Beispiel für einen Mainstream-Film, wie er heute sein könnte, wenn nicht die Hautfarbe, sondern die Charakterisierung entscheidet, wer der Held ist. Gerade das wurde ja auch echt herausgehoben.

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Dh dann aber im Umkehrschluss, die Dummen geben vor wie wir uns zu verhalten haben (Diktat der Dummen)?

Ich fande gerade Black Panther dageben wieder grenzwertig. Das Kriegsgeschrei fand ich sowohl bei Black Pantehr als auch bei der equivalenten Szene bei Endgame als „Affengebrüll“.

Beziehungsweise darf man halt auch nicht vergessen, wie wenig „gute“ Identifikationsfiguren PoC in Mainstream-Medien oft haben. Gerade Black Panther war halt „auch ein Mainstream-Superheld kann schwarz sein“ und „die technologisch überlegendste Nation kann auch mal aus Afrika kommen“. Und ich glaube, wir wissen gar nicht, wie wenige Figuren es da oft gibt, weil wir als Weiße die volle Auswahl haben.

Oder, anderes Beispiel für Identifikationsbeispiele (das ich glaub ich schonmal erzählt habe): Ich war 2014 in Disney World und war überrascht, wie oft man zwischen all den Elsas und Annas Tianas gesehen hat. Aber für all die schwarzen Mädchen war „ihre“ schwarze Disney-Prinzessin natürlich ein wahnsinnig wichtiger Meilenstein - das war mir nie bewusst, bis ich dann mitten drin stand.

Und das führt mich zu einer der (natürlich) in gewissen Kreisen kontroversen Entscheidungen bei Disney, die ich aber richtig gut finde: Splash Mountain wird in den Disney-Parks rethemed, weg von Song of the South AKA Onkel Remus’ Wunderland (da haben wir übrigens wieder das „Onkel“), das wegen des im Film ganz deutlichen Rassismus ja zu recht im Giftschrank des Konzerns liegt, hin zu Küss den Frosch. Das ist mal ein Statement (und angeblich war das schon vor der jetzigen BLM-Sache in Entwicklung, aber sie haben’s halt jetzt erst angekündigt).

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Wenn die Dummen dir vorgeben wir du dich zu verhalten hast, dann nimmst du die Banane und wirfst sie mit.

Ich finde den Pullover nicht angebracht. Nicht aus dem Grund, weil mir die Dummen sagen, dass das so ist, sondern weil dahinter ein ziemlich widerliches Klischee steckt, das Leute tief verletzt, nämlich dass sie nicht einmal Menschen, sondern Tiere sind.

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So weit ich mich erinnere war auf dem T-Shirt ein Affe (keine Person geschweige denn ein Mensch) mit einer Banane sowie der Aufrschrift „Jungle Surviver“.

Wie kommt da bitte darauf, dass damit ein Mensch gemeint sein könnte? Ich finde eben solche Gedanken befremdlich. Mir würde das nie in den Sinn kommen.
Und genau darum gehts mir (denke ähnliches meinte @anotheractionhero) - da wird etwas rassistisches hineininterpretiert wo nichts rassistisches ist.

Ich mein wer ist da jetzt der Rassist? Der der da was sieht (weil wie kommt man auf den Gedanken, wenn man in diesem Fall nicht in Rassen denkt?), oder der der nie auf einen solchen Gedanken kommen würde?
Muss man alles entfernen, verbieten und zensieren, das irgendjemanden irgendwann mal nicht passen könnte? Bei 7 Mrd Menschen wird da ercht viel zusammen kommen. Wird die Welt dadurch nicht unnötigerweise ein Einheitsbrei?

Sollte es nicht eingentlich so sein, dass ein schwarzer Junge eben sehr wohl so ein T-Shirt tragen kann OHNE dass sich Leute solche Gedanken machen? Ich meine eigentlich sollte dass das Ziel sein.

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Bei H&M stand „Coolest Monkey in the Jungle“.

https://www.express.de/news/panorama/bis-zu-1600-euro-auf-ebay-mega-geschaeft-mit-dem--h-m--skandalpulli--coolest-monkey---29720682

Wer da nichts bedenkliches sieht, der sieht auch keine Farben und Geschlechter und blendet, wie wir mittlerweile wissen, jegliche bedenkliche Sachen aus. Aber nur weil man selbst etwas nicht sieht, heißt das nicht das es nicht da ist.

Solang Fußballfans Bananen auf den Platz werfen, solang wird es das sicher nicht geben. Da hilft auch kein „Ich seh das nicht so.“.

Worums mir geht - in einer aufgeklärten Welt, sollte es möglich sein, das jedes Kind, unabhängig von seiner Hautfarbe, alles tragen können sollte, ohne das jemand dabei rassistisch motvierte Hintergedanken hegt.

Das wir leider noch nicht so weit sind steht auf einem anderen Blatt.

Wärs ein weisser Junge gewesen hätt keiner was gesagt - imo ebenfalls rassistisch, nur eben von der anderen Seite. Der Mensch stammt vom Affen ab, unabängig seiner Hautfarbe. Ein Problem wird ja nur daraus (gemacht) weil es einige als rassistisch-abwertend verwenden. Solange das in unserem Köpfen verankert ist, wirds ein Problem sein, da stimmen wir ja denke ich eh überein.

so wie ich das sehe will @Ifrit auf genau dasselbe hinaus wie ich ein paar posts zuvor bei der diskussion mit @G-Virus über uncle bens.

daraufhin habe ich geschrieben:

seine antwort dazu war:

danach mein kommentar:

und genau so kann ich auf deinen kommentar

Nur weil man selbst etwas bedenkliches sieht, heißt das nicht das es bedenklich ist.

du stellst quasi @Ifrit und auch mich (ich fühle mich angesprochen) da, als ob wir das ignorieren würden und mit scheuklappen durch die welt gehen.

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Sehe ich prinzipiell auch so. Natürlich ist das ein Gradwanderung, weil es könnte jemand ja was nicht sehen wollen. Das klammere ich aber mal aus, da ich davon ausgehe, dass wir hier vernüftige Leute sind, die verstehen worauf wir hinaus wollen.
Irgendwo muss man finde ich eine Linie ziehen - es wird imo immer irgend wen geben der sich irgendwie bei irgendas angestossen fühlt.

Genau darum gehts mir - ich ignoriere das nicht, ich denke da einfach anders, eben weil für mich alle gleich sind. Dieses kritische Bild kommt ja nur dadurch zu stande, weil immer noch differenziert wird (schwarz/weiss). Und es ist auch klar, dass ein solches Umdenken in der Gesellschaft nicht von heute auf morgen passieren wird. Dafür wurden gewissen Gruppen zu lange unterdrück.

---- man ich hoffe das kommt Geschrieben alles so rüber wie ich es meine :sweat_smile:

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die sorge hab ich auch immer bei so brisanten themen :sweat_smile::joy:

Nope, verstehe euch schon. Ich hab beim ersten Mal wie ich den Hoodie gesehen habe auch kurz nachdenken müssen was daran rassistisch ist. Wäre die Werbung und der Skandal nicht gewesen, der Hoddie wäre in der Masse untergegangen.

Aber mit Sprüchen wie „in einer aufgeklärten Welt“ bewegt man sich doch auch in den gleichen Dimensionen wie „All Lives Matter“. Beides gut und richtig, aber es arbeitet gegen das eigentliche Problem, weil der systemische und der Alltagsrassmius dadurch beiseite geschoben wird. (mir fällt jetzt keine bessere Beschreibung ein)
Das habe ich auch erst durch die Proteste in den USA und Europa verstanden, weil es thematisiert wurde.

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Ja, da stimme ich dir voll zu! Das wäre das Ziel.
Aber leider sind wir noch lange nicht so weit.
Und wenn man eine Werbekampagne macht, in der mehrere Kinder verschiedene Hoodies tragen, und die weißen bekommen coole „Survival Expert“-Designs (also die sind sogar Experten) und dem schwarzen Kind ziehst du das „Monkey“-Design an, dann ist das tatsächlich bedenklich. Ist ja nicht so, als ob so große Firmen das schnell-schnell irgendwo abknipsen. Da steht ein ganzes Team dahinter, und Model und Outfit werden aufeinander abgestimmt.
Was anderes ist es, wenn alle Kinder mit allen Design abgebildet werden. Oder ein Kind sich das privat ausgesucht hat.

Und zu „Uncle Ben’s“ hab ich mich weiter oben schon geäußert.

In beiden Fällen gibt es Hintergrundgeschichten, die sehr eindeutig sind. Was man als Einzelperson ohne dieses Wissen sieht oder nicht sieht, ist egal. Weil es diese Hintergrundstories gibt, die nicht okay sind. Um die zu kennen, muss man sich aber aktiver damit beschäftigen, weil wenn ich nur das Überschriften-Wissen habe „Schwarzes Kind darf keinen Affen-Pulli tragen“ find ich das natürlich auch übertrieben, aber im Verhältnis dann halt nicht. Deshalb ist es wichtig, sich auf Meinungen/Empfinden von Personen einzulassen, die sich intensiver damit beschäftigen (müssen) und daher auch mehr Wissen haben.

Vermutlich haben die meisten hier helle Haut und sind dadurch halt eindeutig privilegiert, und deshalb nicht so sensibilisiert. Da zähl ich mich selbst auch voll dazu.
Folgendes Zitat hat mir das vor einiger Zeit erst stärker ins Bewusstsein gebracht.
privilege

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Sehr gute Folge zum Thema Rassismus.

#119 Erklär mir die Psychologie des Rassismus, Arnd Florack
Wie entstehen Vorurteile im Kopf? Die Psychologie hinter Rassismus, erklärt von Uni-Prof. Arnd Florack. Jede:r von uns hat sie. Als Gesellschaft können wir trotzdem etwas dagegen tun.
https://erklaermir.simplecast.com/episodes/119

Sprache verändert sich.
Das: „könnte wen verletzen!“, als Sprachänderungsargument hätte ich gerne für die erwähnte Zeit und früher gerne mit ein paar faktenbasierten Beispielen belegt. Also ich geb dir da gerne großzügig eine Spanne von 50 Jahre zurück und bis zu ersten Schriftaufzeichnungen.

Nicht falsch verstehen: natürlich ist es guter Umgang auf verletzendes Verhalten zu verzichten - aber seit der Erfindung der PC suchen manche geradezu nach möglichen Zensurgebieten.
Und die ständig zuwachsende Blockwartgesellschaft läuft mir schon sehr zuwider.

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Das erste Bild was mir zu deinem Komnentar einfällt.

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Das du auch noch in diesem Zusammenhang die Zensur erwähnst, zeigt nur dass du nicht weisst was Zensur ist.

Ist nicht falsch verstehen, dass neue Fakt ist? Danach kommt immer alles mögliche nur keine Fakten.

Schönen Sonntag.

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Doch, ich tät mir erwarten, dass jemand der eine natürliche Sprachentwicklung in eine gesellschaftspolitische Begriffsbereinigung als Argument mengt, sich dazu was überlegt hat.

Wenn ich das nicht ganz falsch interpretiere ist das Ansinnen des Threads nicht eine Hinterfragung der Rassismusproblematik, sondern der damit mitlaufende Übereifer selbstverwirklichender Mini-Robespierres.

Ich hinterfrage prinzipiell gerne Argumente. Entweder entwaffne ich so, oder ich lern was dazu.
Bei dir gelernt: Schmollreaktion akzeptiert, mein Interesse erlahmt.

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