Frozen? Ja, war gut, aber mein Top-Disney-Musical wird’s nicht. Dafür wars für mich sehr magisch, weils das erste große Musical mit meiner Tochter war, die ein großer Eiskönigin-Fan ist. Und das ist natürlich schön (Auch wenn sie sich mit dem Stillhalten schwer getan hat und auf Englisch bei weitem nicht alles verstanden hat - aber sie kennt den Stoff ja gut genug, dass ihr eigentlich alles klar war).
Also ich habs nicht bereut. Schade nur, dass ich nicht mehr ins Theater gekommen bin. Mit Kind und Freunden ist es „nur“ bei Frozen und zum zweiten Mal Back to the Future gekommen. Was aber auch nur daran lag, dass Moulin Rouge und Stranger Things ausverkauft waren …
Aah, sehr cool, ja das ist dann immer was Besonderes ich muss sagen, mit den Disney-Musicals (oder eigentlich Musicals im Allgemeinen) kenn ich mich nicht so aus, ich kenne eher ein paar Verfilmungen als die Shows. Muss ich mal nachholen.
Hab jetzt zum ersten Mal den Film „Into the Woods“ gesehen. Ich war absolut nicht darauf vorbereitet, was mich da erwartet. Hatte nette Disneyunterhaltung erwartet. Merkwürdiges Musical ist das. Leider auf mehreren Ebenen so gar nicht meins.
Echt nicht? Ich liebe das Stück (okay, den Film eigentlich ein wenig weniger, weil er einen meiner Lieblingssongs gestrichen hat und auch sonst ein wenig im Stück rumfuhrwerkt, aber es ist schon gut, wie es ist …) weil es (typisch Stephen Sondheim → Sweeney Todd, Company, etc)) ein sehr intelligentes, anspruchsvolles, aber dennoch auf ein sehr humorvolles Werk ist (ich sag nur „Agony!“) - sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Der Film hatte halt leider echt ein Marketingproblem, weil es unter dem Disney-Banner rauskam, und Sondheim schreibt keine Disney-Musik und auch sonst ist das Stück einfach viel zu düster für Disneypublikum. Wer wusste, worauf er sich einlässt (und wir waren damals mit dem ganzen Theater im Kino), hat glaub ich mehr Spaß damit.
Und ich sollte es wissen, ich hab das Stück schon selbst spielen dürfen (als Bäcker) und das war echt so ziemlich das härteste, was ich musikalisch lernen musste/durfte. Andererseits fand ich den Bogen des Stücks so schön und auch die Message - da konnte ich echt immer was mitnehmen (auch wenn ich am Ende immer auch psychisch ziemlich ausgelaugt war - die Bäcker-Geschichte ist nicht so einfach zu verarbeiten). Leider war es allerdings auch unser größter Publikumsflop (damals war der Film auch noch nicht draußen, also die Leute wussten weder im positiven noch im negativen, worauf sie sich einlassen), den wir im Theater (zumindest Prä-Corona) je hatten. Ich wollte es unbedingt machen, weil es sich ja um Märchen dreht und alles auf den Kopf stellt, und weil so die gängige Meinung vieler Musical-Fans ist „Sondheim gehört mehr gespielt“, aber das Publikum war eher … abgeschreckt. Für mich Teil der Lektion, dass zu viel Anspruch leider selten angenommen wird.
P.S: Ich hab meistens knapp vor der Premiere Theater-Albträume, wo nichts funktioniert. Aber Into the Woods ist tatsächlich mein einziger wiederkehrender Albtraum, wo ich selbst 15 Jahre später noch manchmal träume, dass ich in fünf Minuten auf die Bühne und dieses Stück spielen muss ---- und keine Ahnung mehr habe. …
Ja, auch Sweeney Todd ist nicht so meins. Ich fürchte, ich steh mehr auf Pop-Musicals als auf anspruchsvollere Musik.
Agony ist tatsächlich sehr lustig!
Abgesehen von der Musik, die halt einfach nicht so meins ist, fand ich, dass sich die Story extrem zieht. Und es wird zwar ganz viel erzählt, was passiert ist, aber man sieht es nicht. Was für eine Theateraufführung okay ist, aber in einem Film etwas enttäuschend.
Und dann gabs einfach häufig Momente, wo ich mir dachte, wie passt das jetzt zusammen oder was passiert da gerade. Die Tode der Hexe, der Bäckersfrau und Jack’s Mutter sind irgendwie so unvermittelt und sinnlos. Den kompletten Rotkäpchen-Strang könnte man ganz weglassen.
Ich glaube meine Zusammenfassung wäre: Zu viel Ereignisse innerhalb zu kurzer Zeit, im Verhältnis zum Ergebnis am Ende, und die Balance zwischen Erlebtem und Gehörten ist nicht ausgeglichen.
Das versteh ich. Ich merk auch immer, dass ich für Sondheim echt in der richtigen Stimmung sein muss. Der erfordert maximale Aufmerksamkeit und Konzentration. Und er ist meistens besser, wenn man es auch sieht. Nur Aufnahmen sind bisweilen echt Hardcore. Ich hör mir gerade die Broadway-Version von Sweeney Todd mit Josh Groban in der Titelrolle an … das geht einfach nicht nebenbei!
Es ist leider wirklich schon ewig her, dass ich den Film gesehen habe (drum bezieht sich jetzt manches einfach auf das Stück, das ich natürlich wesentlich besesr kenne), aber ich kann mich erinnern, dass für mich der Film drunter gelitten hat, keinen Bruchpunkt (sprich: die Pause) zu haben. Weil das Stück hat einen klar getrennten ersten (die Märchen sind vorbei, alle bekommen was sie sich wünschen) und zweiten Akt (was man sich gewünscht hat, ist nicht so großartig - und die Konsequenzen dessen, was man getan hat, um zu bekommen, was man wollte). Wir hatten damals sogar Leute, die glaubten, nach dem ersten Akt ist das Stück aus. Der Film schmeißt einiges raus, fusioniert aber gleichzeitig beide Teile zu einem, und das holpert. Und ja, man erzählt viel (Jacks Geschichte, Cinderellas Geschichte) und zeigt sie nicht, das stimmt.
Bezüglich der Tode: Ja, bis auf die Hexe (die ja eigentlich nicht stirbt, sondern sich nur entschließt, abzuhauen) geb ich dir Recht. Vor allem Jacks Mutter stirbt unvermittelt und quasi sinnlos (auch wenn es logisch ist, dass sie ihren Sohn so verteidigt, aber gleichzeitig die anderen Angst haben, was es auslöst, was die Tat des Stewards irgendwie logisch macht). Die Bäckersfrau … eine Tragödie für sich. Ich mag den Song genau vor ihrem Tod, weil er eine wunderbare Perspektive auf ihre Rolle wirft, aber natürlich genau in dem Moment, wo sie ihre Erkenntnis hat, was sie im Leben will und was nicht, stirbt sie. Und natürlich ist spätestens das der Punkt, wo man als Publikum weiß, niemand ist mehr sicher. (Ich glaub, im Film fehlt die Stelle, wo der Erzähler getötet wird? Das ist echt ein WTF-Moment in der Show, der fast noch ärger ist).
Andererseits: Genau das, was ihr Tod im Bäcker auslöst, bringt meinen Liebilngsteil in seiner Entwicklung. Das, was er sich am meisten gewünscht hat, ist zum Albtraum geworden, und eigentlich will er nur noch weg und alles aufgeben. Leider fehlt - das war meine Kritik am gestrichenen Song - „No More“, das genau diesen Moment verarbeitet (im Film ist der Song nur als Underscore drinnen). So ein mächtiger Moment, wenn man ihn spielt, der emotional wirklich, wirklich heftig ist.
Rotkäppchen … ja, ihr Strang wäre am einfachsten zu entfernen, andererseits ist ihre Rolle dann Jack gegenüber als Bezugsperson unglaublich wichtig. Das Quartett am Ende hat einfach eine enge, wahlfamiliäre Bindung, und da gehört sie dazu. Ich finde das „Ergebnis“ des Stücks hat eine gewisse Poesie, und der Weg dorthin war lang. Aber ich verstehe gut, wie man zu deinem Schluss kommt.
Es gibt übrigens auch eine wunderbare Aufnahme der Ur-Broadway-Version, die mir besser gefällt als die Verfilmung. Die ist wirklich sehr empfehlenswert. Und grandios besetzt.
Ahja, richtig, jetzt wo du’s sagst, kann ich mich wieder erinnern, wie sie das im Film gedreht haben. Im Stück ist der Erzähler (der auch eine Menge Überleitungen macht) eine Doppelrolle mit dem mysteriösen Mann (sprich: dem Vater des Bäckers). Und in der Szene, wo sie auf die Riesin treffen, die unbedingt Jack in die Finger bekommen will, fängt der ziemlich an zu quatschen und dem Publikum was zu erklären - und daraufhin beschließen die Figuren, einfach ihn den Riesin zu geben. Nur um danach festzustellen, dass es jetzt niemanden mehr gibt, der die Geschichte kennt. Inmitten der ganzen Tragik des zweiten Aktes eine geniale Idee. Aber vermutlich für einen Film echt zu abgehoben.
„New York, New York“ aus Leonard Bernsteins „On The Town“ - hier im Film von 1949, die einzige Version des Musicals, die ich kenne. Auch wieder sowas, das ich gerne mal aufgeführt sehen würde. Lief laut meiner kurzen Recherche vor ein paar Jahren in Leipzig. Aber dürfte bei uns vielleicht nicht das geläufigste Musical sein, da ist Bernsteins/Sondheims späteres „West Side Story“ sicher wesentlich bekannter.
Die Musical-Version von Frozen (konkret: die Londoner Version mit Samantha Barks) wurde gefilmt und landet 2025 auf Disney+. Freut mich, gefilmt wurde scheinbar im Februar 2024, und ich hab die Fassung im April gesehen, sprich - das war vermutlich dieselbe Cast. Und die war wirklich nicht schlecht.
US Release Date: November 13, 2024
Network: Netflix
Starring: Zoe Saldaña, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez
Director: Jacques Audiard
Synopsis: From renegade auteur Jacques Audiard comes Emilia Pérez, an audacious fever dream that defies genres and expectations. Starring Karla Sofía Gascón, Zoe Saldaña, Selena Gomez, Adriana Paz, and Edgar Ramírez.
Laut Filmstarts und InsideKino soll der bei uns ab 24. November im Kino laufen. Der Trailer von Netflix selbst ist (aktuell) nicht (mehr) abrufbar.
Cannes soll der ziemlich gerockt haben. Schade finde ich, das er bei Netflix gelandet ist. Solange er aber mehr als ein paar (Oscar)Tage bei uns im Kino zu sehen sein wird, soll es mir recht sein.
Das ist auf jeden Fall aber der Film, auf den ich mich im Herbst am meisten freue/gespannt bin.