Ich hab fest damit gerechnet, dass ein Reply mit diesem Inhalt kommt, weil ich meine Aussage bewusst provokant formuliert habe.
Und wenn du deine Frage so ausdrückst, muss ich mit einem klaren NEIN antworten. Es ist DEFINITIV kein Unfug, Menschen zu warnen.
Was ich aber für völligen Unsinn halte, wie inflationär und übertrieben in den letzten Jahren damit umgegangen wird.
Ich halte es für Unfug, in einem Podcast, der ganz klar und für jedermann ersichtlich den Titel „Verbrechen bis aufs Blut - Ein True Crime Podcast“ trägt, bei jeder Folge am Anfang und in der Mitte eine Triggerwarnung auszusprechen. Ich meine, soviel Hirn darf ich meinem Nächsten doch zutrauen, dass der sich nicht ausgerechnet eine Show, in der es explizit um Mord und Totschlag geht anhört, wenn er weiß, dass er ein Problem damit hat, wenn Menschen anderen Menschen etwas antun.
Das ist hirnrissig.
Ich finde es auch schon peinlich, wenn in einem Thriller mit dem Namen „Leichen, Mord und Serienkiller“ darauf hingewiesen wird, dass im Buch Tod thematisiert wird.
Damit spreche ich doch meiner Umwelt die Fähigkeit ab, das Hirn einschalten zu können. Damit degradiere ich die Menschheit zu einem Haufen willenloser Zombies, die unfähig sind, zwischen gut und böse zu unterscheiden.
Ich finde es aber sinnvoll, darauf hinzuweisen, wenn in einem romantischen Film, auch das Thema Suizid behandelt wird.
Ich bin generell ein Gegner davon, es allem und jedem Recht machen zu wollen. Ich mag es nicht, darauf zu achten, mit dem was ich tue oder sage, ja niemandem auf den Schlips zu treten.
Das Leben besteht aus Ecken und Kanten. Menschen bestehen aus Ecken und Kanten. Das ist nichts neues und das ist - meiner Meinung nach - auch nichts Konservatives. Das ist die Natur und ich meine, das ist auch etwas, das jeder von uns braucht.
Ich mag es nicht, in einer gesichtlosen Weichspüler-Gesellschaft zu leben. Ich mag es nicht, wenn jeder versucht, es allem und jedem um jeden Preis recht zu machen. Ich schätze es, wenn jemand zu seiner Meinung steht, auch wenn sie sich nicht mit meiner deckt. Ich fühle mich wohler, wenn mich mein Gegenüber mit einer Aktion oder einer Aussage schockiert, als wenn er mir aus Rücksichtnahme Honig ums Maul schmiert.
Ich will in keiner Faserschmeichler-Glattbügel-Welt der Marke Demolition Man leben, in der wir alle die beliebtesten Commercial-Jingles der letzten 30 Jahre hören und 50 Credits für jedes ausgesprochene „Verdammt“ bezahlen.
Ich bin nicht aus Glas und ich löse mich nicht auf im Regen. Und ich traue den Menschen zu, auch Straßen zu bewältigen, auf denen ihnen nicht andere jeden Stein aus dem Weg geräumt haben.
Mit kurzen Worten: Es gefällt mir nicht, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft gerade entwickelt. Im Prinzip ist es ja sehr zu begrüßen, auf seinen Nächsten zu achten und behutsam miteinander umzugehen. Aber bitte - wie immer - alles mit Maß und Ziel. Und aus meiner Sicht sind wir gerade dabei, voll darüber hinauszuschießen. So manche scheinen ja einen regelrechten Wettkampf daraus zu machen, guter zu sein als der andere.
Es ist erstrebenswert, den Anderen gut und mit aller gebotenen Liebe und Würde zu behandeln. Aber ich denk mir halt oft: Hirn einschalten wär auch nicht verkehrt gewesen.
Weil in einem Steak-House davor zu warnen, dass auch Fleisch serviert wird, halte ich für komplett unnötig.