Neu bei uns im Haus und schon ein Klassiker:
Blood Bound
Das Spiel erinnert uns an Werwolf, nur dass eigentlich niemand ausscheidet - wenn der erste Spieler “tot” ist, ist das Spiel nämlich vorbei! Grundsätzlich gibt es im Spiel zwei verfeindete Vampirclans und die Aufgabe ist, den Anführer (das ist der mit der niedrigsten Nummer) des gegnerischen Clans zu unterwerfen. Das Problem ist: Zu Beginn weiß man natürlich wieder mal nicht, wer hier wer ist. Zwar zeigt man dem linken Spieler das Zugehörigkeitssymbol seiner Karte, sodass zumindest dieser abschätzen kann, ob man zum eigenen Team gehört oder nicht (man muss allerdings hier zwei Ausnahmen berücksichtigen, denn der Harlekin hat hier das falsche Symbol und der Inquisitor (zu ihm später mehr) tarnt sich ebenfalls als Mitglied eines Clans), aber ansonsten weiß man zunächst nicht, mit wem man am Tisch sitzt. Dazu kommt, dass niemals alle Karten im Spiel sind. Für jeden Clan gibt es neun Charaktere, aber je nach Anzahl der Spieler sind maximal sechs pro Seite (zufällig ausgewählt) im Spiel, wodurch selbst den Mitgliedern des Clans oder gar dem Spieler selbst oft nicht klar ist, wer in dieser Partie der Anführer ist (gut, ist es der mit der Nummer 1, ist es eindeutig - aber in unseren Partien war es z.T. auch die vier oder fünf!).
Anders als Werwolf geht es hier nicht nur um Reden (das ist am Tisch aber durchaus erlaubt) und Taten in bestimmten Spielmomenten. Stattdessen entscheidet der Spieler an der Reihe, ob er jemanden angreift (dieser ist dann als nächster dran) oder passt und den Dolch (der den aktiven Spieler angibt) weiterreicht. Greift man jemanden an, nimmt dieser einen Schaden und muss einen der Marker aufdecken, die auf seiner Karte aufscheinen. Das sind einerseits zwei Loyalitätssymbole, die entweder graue Fragezeichen sind oder seiner tatsächlichen Farbe entsprechen; daraus kann man auch ein wenig auf den Rang schließen, denn manche Charaktere haben hier zwei Tokens ihrer Clanfarbe vorgesehen, andere jeweils einen und andere zwei Fragezeichen - das steht zum Glück auf einer praktischen Karte, die jeder Spieler bekommt. Das dritte Token zeigt den Rang. Nur wenn man diesen aufdeckt, darf man auch die Sonderfähigkeit des Charakters nutzen (zum Beispiel Karten von anderen Spielern ansehen, jemandem Schaden zufügen oder heilen, einen Charakter schützen, aber auch die tolle Fähigkeit des Ältesten, die Rangordnung im Clan umzudrehen, sodass jetzt der mit der höchsten Nummer das Ziel ist). Hier ist es interessant, den richtigen Zeitpunkt zu finden - manche Rangfähigkeiten sind früher besser als später, andererseits sollte man einen niedrigeren Rang länger tarnen - oder als höherer Rang auch mal bluffen und alle im Glauben lassen, man sei niedriger unterwegs als andere. Außerdem hilft der Rang auch, denn solange dieser nicht aufgedeckt ist, darf man einem angegriffenen Spieler anbieten, zu intervenieren und statt ihm Schaden zu nehmen. Nach so einem Angriff muss man allerdings den Rang aufdecken und eventuell seine Fähigkeit nutzen. Bekommt man dann noch einen vierten Schaden ab, ist das Spiel aus und man wurde unterworfen. Dann kommt es eben darauf an, ob das gegnerischer Team richtig lag oder nicht.
Das klingt jetzt alles kompliziert, ist es aber im Spiel dann ganz und gar nicht, sondern spielt sich flott, trotz allerhand Diskussionen, wer hier eigentlich wer ist und was die richtige Taktik ist. Bislang haben wir es nur zu sechst oder siebent gespielt, theoretisch geht es mit zwölf Spielern. Übrigens: Spielt man mit einer ungeraden Anzahl an Spielern, kommt der schon genannte Inquisitor ins Spiel, der seine eigene Partei ist und niemanden unterwerfen kann. Er gewinnt unter zwei Bedingungen: Er wird unterworfen, oder er nutzt seine Sonderfähigkeit, durch die er Fluchkarten an die Mitspieler verteilt. Davon sind drei “ungültig” und einer gültig. Landet der gültige beim Anführer des nach dem Ende der Partie siegreichen Clans, hat statt dem Clan der Inquisitor gewonnen. Der Inquisitor ist interessant, in unserer Runde allerdings bislang etwas überpowered gewesen und hat fast alle Runden gewonnen, wo er dabei war. Außerdem hat er Diskussionen ausgelöst, wie ein Clan, der verliert, damit umgehen soll, dass er quasi weiß, dass sie es in der Hand haben, ob der Inquisitor oder der gegnerische Clan gewinnt.
Trotzdem wird Blood Bound vermutlich bei uns ein Dauerbrenner, weil es schnell geht und leicht zu beherrschen ist, wenn man die Regeln mal kapiert hat. Abschrecken lassen sollte man sich nur nicht von der Optik: Man hat offensichtlich Cosplayer für die Karten fotografiert, und deren Looks wirken eigentlich durchwegs eher billig. Hat mich zunächst abgeschreckt, aber zum Glück nicht auf lange Sicht vergrault.