Für diejenigen, die ständig „beleidigt“ wurden, nicht. Nein.
Wenn man sein ganzes Leben lang immer wieder mit den selben Problemen konfrontiert wird, für die man selbst überhaupt nichts kann (ob jetzt Sexismus, Rassismus, oder anderes), dann ist das ein Unterschied dazu, ob man einmal zu einem spezifischen Thema, das sonst nicht im Alltag vorkommt, beleidigt wird.
Ich versuchs mal mit meinen eigenen Erfahrungen zu teilen. Vielleicht wird das verständlicher.
Als Teenager war ich mal mit zwei anderen Mädls auf der Straße unterwegs. Eine davon hat anscheinend im Gehen irgendeinen Mist auf den Boden fallen lassen (was auch echt nicht okay ist), woraufhin uns ein Wiener Urgestein „Sch*** Ausländer!“ nachgerufen hat. Das war sehr weird, da wir alle weder Ausländerinnen sind, noch wie welche aussehen. Wurde mit einem „WTF“ von uns abgetan und dann haben wir uns noch ein bissl drüber lustig gemacht. Merk ich mir zwar, trifft mich persönlich allerdings nicht, denn meine Optik „passt zu Österreich“ und dieses Problem iist in meinem Leben sonst nie aufgetaucht.
Mit Sexismus ist es ganz anders. Als Frau leb ich damit und muss mich ständig wieder damit auseinandersetzen, ob ich will oder nicht. Das reicht vom Baumarkttypen, der annimmt, ich kauf die Bohraufsätze sicher nicht für mich selbst, über berufliche Hürden bis zu Männern im Park, die vor mir masturbieren oder ungefragt Fotos von mir schießen, und Typen die mir in der Nacht am Heimweg mit Gangbang drohen. Bei sowas wird man dann auch auf vermeintlich „harmlosere“ Dinge sensibler, weil mans einfach ständig um sich hat, ohne was dagegen tun zu können. Und auch Kleinvieh macht Mist, trägt zur allgemein schlechten Situation bei, unterstützt gewisse Systeme.
Wenn man immer nur in der eigenen Bubble verkehrt (und die ist offline ja noch enger als online), dann wird man vorwiegend mit ähnlichen Problemen konfrontiert, wie man sie selbst hat. Durch das Internet wird halt klar, dass es leider noch viele andere Lebensrealitäten gibt, die eventuell auch mit größeren Problemen zu kämpfen haben. Und vielleicht ist/war man selbst sogar Teil des Problems. Das fühlt sich nicht gut an (ich kenn das selbst auch), aber man kanns auch als Chance sehen, sich weiterzubilden und zu ändern. Ich war ganz am Anfang zum Beispiel gegen das Gendern in Texten.
Aber heute find ichs voll wichtig.
Achja, und bei allem was das Foto angeht bin ich zu 100% bei @Holzauge – Werbrung ist durchdacht, und hier wird ganz eindeutig mit dem Lolitathema gespielt. Rotes Auto, Kleidchenlänge überm Knie und Jeansjacke, Sonnenbrille und Banane. Und dann der Text! Als ich beim Artikel zum Bild runtergescrollt habe, hab ich tatsächlich einen kleinen Schreckensseufzer von mir gegeben, so negativ überrascht hat es mich. Unschuldige Kinderdarstellungen sehen anders aus.
Das hier ist übrigens ein deutsches Projekt, das sich mit sexistischer Werbung auseinandersetzt, falls es jemanden interessiert.