USA: Film- und Fernsehautoren treten in Streik

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Befürchtet wurde es schon länger, jetzt ist es fix: Die Film- und Fernsehautoren Hollywoods treten mit dem heutigen Tag in Streik. Das verkündete die Autorengilde WGA in der Nacht auf heute, nachdem die Verhandlungen mit den Produzenten zu keinem Abschluss kamen. Der Hintergrund: Laut der Gilde bekommen mehr und mehr Autoren nur noch Mindestlohn, während die Profite der Produzenten aufgrund der geänderten Medienlandschaft (vor allem neue Profitfelder durch Streaming) gestiegen seien. Man fordere deshalb eine Anhebung des Mindestlohns, einen Tagessatz für Comedy/Variety-Autoren, eine Minimierung jener Arbeiten, die ohne Gehalt erbracht werden können, und eine Einschränkung von Arbeiten durch KIs im Stile von ChatGPT. Außerdem sollen höhere Beteiligungen an Streaming-Einkommen Teil der Verträge werden und Mindestgrößen von Autorenteams definiert werden. Die AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers), die bei den Verhandlungen Studios und Produzenten vertritt, kritisierte die Forderungen: Zwar sei man bereit, die Gehälter und Beteiligungen zu erhöhen, aber vor allem die Mindestgröße des Writing Rooms und eine minimale Beschäftigungsdauer seien Dealbreaker – auch vor dem Hintergrund, dass Streaming mittlerweile von Investoren deutlich kritischer gesehen wird als in den Jahren zuvor.

Schon vor zwei Wochen fiel mit 98% Zustimmung der Beschluss der WGA, nach Ablauf des aktuellen Deals mit 1. Mai in Streik zu treten, wenn es keine neue Einigung gibt. Effektiv bedeutet das (neben den klassischen Streikposten), dass kein Mitglied der Autorengilde für Mitglieder der anderen Gilde schreiben, überarbeiten, pitchen oder verhandeln darf. Streikbrecher sollen gemeldet werden. Auch Spec-Scripts sollen aus dem Verkehr gezogen werden, bis eine Einigung erreicht ist. Noch gibt es aber nichtmal einen neuen Verhandlungstermin.

Wie lange der Streik dauert, wird wohl auch bestimmen, wie groß die Auswirkungen auf die TV- und Kinolandschaft sind. Letzteres hat grundsätzlich die längste Produktionsdauer, weshalb hier Ausfälle zumindest eine Zeitlang kompensiert werden können; im Network-TV-Sektor würden jetzt im Mai/Juni in den meisten Fällen die Arbeiten an den kommenden Staffeln beginnen – hier könnte es schneller zu Verschiebungen kommen. Noch schlimmer trifft es Late Night Shows und andere Formate, die von tagesaktuellen Texten leben – hier sind die Auswirkungen wohl sofort spürbar. Da der Streik absehbar war (immerhin laufen die Verhandlungen schon länger), wurden zwar gewisse Vorkehrungen getroffen (zum Beispiel Serienfolgen vorproduziert oder Drehstarts von Kinofilmen vorgezogen), aber sollten die Streiks länger dauern, wird dies auch nicht reichen. Und die Gilde ist bekannt für ihren langen Atem: Die letzten beiden Streiks dauerten 153 Tage (1988) bzw. 100 Tage (2007/08) (es gab allerdings Ausnahmen, weil sich einzelne Produktionsfirmen direkt mit der WGA einigten, wie zum Beispiel manche Late Night-Formate). Allerdings könnte ein längerer Ausfall auch zum Nachteil der Autoren sein: Beim letzten Streik wurde von den Sendern vermehrt auf Formate ohne Autoren, wie Reality-Sendungen oder Gameshows gesetzt, was zu einem Boom bei diesen Formaten führte.

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Naja - wäre ja nicht so, als würden die Streaming Dienste eh nicht übergehen vor lauter Serien und Filme, auch wenn man die besten suchen muss. Sollens streiken - passt schon.

So einfach würde ich mir das nicht machen. Wenn die Autoren streiken, steht alles/vieles. Selbst unter den Autoren (wo der Streikbeschluss ja fast einstimmig war) hat man festgehalten, dass die Auswirkungen auf andere Branchen enorm sind. Wenn nicht gedreht werden kann, stehen ja viele andere Bereiche, die mit Filmdrehs zu tun haben, ohne Beschäftigung da. Schauspieler, Kameraleute, Kostümbildner, die Set-Leute, Make-Up-Artists, Musiker - und das zieht sich hin bis zu Catering-Firmen. Und nicht jeder kann es sich leisten, keinen Job zu haben (gerade in den USA nicht). Der Schaden für die Industrie als gesamtes ist da sicher nicht klein. Klar, aus Konsumentensicht kann man das so sehen, aber was der langfristige Schaden sein wird, wird sich weisen. Oder wie es jemand letztens gesagt hat: Hätte es den Autorenstreik vor 15 Jahren nicht gegeben, hätten wir uns die Kardashians erspart.

Momentan sind die Auswirkungen ja noch relativ begrenzt (die Late Night Shows sind frühzeitig aus, SNL ist schon in Sommerpause, die MTV Movie Awards werden nicht live gesendet), aber da kommt schon noch einiges. Gerade erst hieß es, dass Stranger Things Staffel 5 nicht gedreht werden kann,w eil man die Autoren ja auch beim Dreh noch braucht. Und das wird sicher anderen auch so gehen.

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:eyes:

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Quelle:
https://twitter.com/tomruegger/status/1654596608431128577

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Do It Episode 3 GIF by Star Wars

ad topic: musste gleich an den letzten streik vor ~15 jahren denken, als meine damalige lieblingsserie scrubs nur eine verkürzte 7. staffel hatte. :frowning:

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Wenn ein Streik gerechtfertigt ist, dann ist er gerechtfertigt. Nur streiken, weils lustig ist, wird ja grundsätzlich wohl nie irgendwer machen, sondern meistens gibt es ne Disbalance zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wenn die Auswirkungen für andere spürbar werden, dann ist das nicht die Schuld der Streikenden, sondern die dürfen sich (egal welche Branche) dann beim Arbeitnehmer bedanken.

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Na was für ein Wunder das gerade Amazon sich gegen einen Gewerkschaftsstreik stellt. :roll_eyes:

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Hier mal auch einige Updates: Danke an @Jokus

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Wobei sie sich nicht direkt gegen den Streik stellen. Die Autoren und Showrunner arbeiten nicht weiter, sondern legen die Arbeit nieder. Man dreht mit den bestehenden Drehbüchern weiter - und es sind nur noch 19 Tage Drehzeit übrig. Da ist es vermutlich einfacher, einfach fertig zu machen, als abzubrechen und alle wieder zusammenzuholen, wenn der Streik fertig ist. Machen ja auch andere Projekte, dass sie sagen „gut, dann arbeiten wir eben ohne die Autoren am Set“. Heißt natürlich auch keine Rewrites oder gravierende Änderungen - gerade die Cause mit den a-h-Klauseln (die regeln, was ein Nicht-Autor am Drehbuch ändern darf), kocht gerade hoch, weil es halt zu viele Hybriden gibt, die nicht nur Autoren, sondern auch Produzenten/Schauspieler sind. Als erstere dürfen sie nichts schreiben, als zweitere aber eigentlich a-h durchführen.

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Okay, DAS ist jetzt für mich (auch als Schauspieler in einer natürlich ganz anderen Liga) echt kurios: Als Autorenmitglied, der auch Schauspieler ist, darf man technisch gesehen nicht mehr improvisieren (als „nur Schauspieler“ wäre das erlaubt):

Puh, das ist heftig: Im Fall Lineup von ABC findet sich nur eine einzige Serie - und die ist eine Wiederholung. Alles andere ist Reality o.Ä, von Dancing With the Stars über Bachelor (und eine neue Bachelor-Variante für ein Senioren-Publikum), Jeopardy, Wheel of Fortune, etc. Okay, und College Football am Samstag und Wonderful World of Disney am Sonntag. Aber trotzdem … der Streik hat eindeutig jetzt schon starke Auswirkungen.

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Aktuelle Entwicklungen: Die Schauspieler könnten mit morgen in den Streik treten, auch wenn man sich auf eine Mediation geeinigt hat:

Und wenn das stimmt, ist es echt heftig: Laut Deadline sollen die Studios vor haben, einfach nicht mit den Autoren vor Ende Oktober zu verhandeln, um die Gilde zu brechen. Wenn den streikenden Mitgliedern das Geld ausgeht, könnte der interne Druck zu hoch werden und die Studios würden die Bedingungen diktieren können.

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Heftig. Bin gespannt wie das ausgeht und wie lange das dauern wird bis die sich einigen.

Das ist einfach richtig Ekelhaft und man sieht wiedermal wie viele solche großen Firmen ihre Mitarbeiter einfach nur ausnehmen und ausnutzen. :confused:

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In Hollywood legen Zehntausende Schauspielerinnen und Schauspieler ab Mitternacht (Ortszeit) die Arbeit nieder. Das teilte die Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA infolge einer Abstimmung heute mit. Der Streik wird gewaltige Auswirkungen auf Film und Fernsehen haben. Die US-Drehbuchautoren und -autorinnen streiken bereits seit Anfang Mai.

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Ja, das wird spannend. Siehe auch:

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hab heute gelesen, dass ryan gosling und margot robbie wegen des streiks nicht nach berlin zur premiere kommen. finde sowas immer so scheinheilig…

Inwieweit scheinheilig? Teil des Streiks ist halt auch, die Promotion einzustellen.

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mehr noch, würden sie das machen würden sie nacher extreme Probleme mit der Gilde bekommen was dazu führt das bei vielen Projekten nicht mehr beschäftigt werden.