Ach, das erinnert mich an eine Episode, die ich euch noch nicht erzählt habe. Hat zwar nichts mit Zustellern zu tun, aber mit der Post …
Ich hatte neulich die tolle Aufgabe, einem Bühnenverlag Material zurückzuschicken. Das ist so üblich, weil man bei Bühnenstücken im Copyright immer nur Leihmaterial erhält, das man nachher gut gepflegt zurückgeben muss (schließlich soll das niemand anderer bekommen - deshalb ist da auch Kopieren streng verboten). Mittlerweile gibt es dazu zwar teilweise ein Umdenken (einzelne Verlage schicken schon PDFs und vertrauen darauf, dass ein Watermark ausreicht, dass niemand sie weitergibt), aber auch die etwas umweltschutztechnisch befremdliche Variante, dass man Einwegnoten erhält, in denen man rumstreichen darf, was man will und nicht mehr ausradieren muss, weil - und jetzt kommts - das Material zwar zurückgeschickt werden muss, damit es niemand behält, aber danach vernichtet und für den nächsten neu produziert wird. Äh… ja.
Anyway: Ich hatte neulich so einen Fall mit einem klassischen Post-Fail. Material von einem deutschen Verlag erhalten, Textbücher und Vokalnoten gingen auch nach Deutschland zurück - kein Problem. Aber die Instrumentalnoten mussten zum Mutterverlag - nach England (was wohl daran lag, dass die Instrumentalnoten nicht lokalisiert sind). Gut, also zwei Kisten vorbereitet und geh damit zum Postpartner in meinem Ort. Dort kann ich die Kiste nach England aber nicht wegschicken, weil … England nach dem Brexit natürlich bedeutet, dass Zollformulare auszufüllen sind. Das kann ich aber nicht beim Postpartner, weil es die Formulare nicht mehr gibt, sondern nur noch online auszufüllen sind. Damit gibt’S natürlich auch keine Hilfestellung dabei.
Ich geh also auf die Webseite, suche mir zahlreiche Daten raus, die man für sowas braucht, frag noch beim Verlag an, was ich bitte für „Noten, die ich mir ausgeborgt habe, aber jetzt nur zurückgeschickt werden müssen, damit sie zerstört werden“ bitte angeben soll (Dokument ohne Wert, übrigens, aber so sicher war sich der Verlag auch nicht) … und klicke nachdem ich das alles eingegeben habe auf „Absenden“. Problem: Statt einer Übersicht bekomme ich einen leeren Screen. Geht nicht. Zwei Stunden und etliche Versuche später (auf vier Browsern, zwei Computern mit unterschiedlichen Betriebssystemen etc.) hab ich dann aufgegeben. Immer dasselbe. Ich hab dann echt schon überlegt, z.B. auf DHL zu wechseln (hätte aber das mehr als dreifache gekostet!), aber mich dann zwei Tage später (und noch ein paar Versuche mehr) durchgerungen, zu einer echten Postfiliale zu fahren. Vielleicht wissen die ja weiter.
Dort spreche ich am Schalter mein Problem an. Antwort: „Nein, das geht nur noch online. Probieren sie es doch bitte mal am Handy, das funktioniert auch bei anderen“. Ich murmle was von „wäre ja noch schöner, wenns am Handy geht, wenns am Computer nicht geht“, tippe mich aber trotzdem durch und… geht noch immer nicht. Zeige das der am Schalter und die sagt: „Naja, vielleicht ein Computerproblem. Müssen sie halt warten, bis das wieder geht.“ Ich erklär ihr darauf, dass ich jetzt schon drei Tage drauf warte, ich mir kaum vorstellen kann, dass nur ich das Problem habe, und dass ich für die Rückgabe eine Deadline habe, nach der ich Strafe zahle. Und jetzt der positive Punkt: Sie schaut dann doch nochmal nach, findet noch alte Zoll-Dokumente, lässt mich die mit der Hand ausfüllen - und die rund 3 Euro, die mich das kostet, dass SIE das dann ins System eintippt, ist es mir echt wert.
Würd mich echt interessieren, ob nur ich das Problem hatte. Ich mein, wenn das so ein zentrales System ist, ohne das kein Versand ins Ausland geht - wie kann das so lange stehen, ohne dass es jemandem auffällt? Und warum gibt es kein Backup-System (ohne Fallback auf ein eigentlich auslaufendes System), für den Fall, dass es halt online nicht geht? Da hat mich die Post echt Nerven gekostet. Ich hoffe nur, dass die Sendung auch angekommen ist - nachdem ich kein Jammern vom Verlag gehört habe, hatte ich noch nicht die Muse, nachzusehen …