Jetzt habe ich schon etliche Stunden in das Spiel versenkt da dachte ich mir das ich doch mal ein „kleines“ Review verfassen könnte.
Passend dazu ist das Spiel auch noch vor kurzem im Gamepass erschienen.
Ein langwieriger aber nicht langweiliger Anfang
Schon die ersten paar Einführungsstunden und ja, ich meine hier wirklich Stunden, haben mich sofort in den Bann gezogen. Angefangen vom üppigen Charaktereditor bis hin zum ersten Mal in See stechen vergehen schon einige Stunden. Allein was da Enthusiasten im Charaktereditor an Zeit versenken können ist enorm. Das Aussehen, die Hintergrundgeschichte die zig Berufe und anderen Feinheiten lassen einen richtig austoben. Ich habe auch einige Zeit darin versenkt obwohl mir das sonst nicht unbedingt so liegt.
Bei den Werten ist es auch extrem was es alles gibt und was Auswirkungen auf die verschiedenen Werte hat. Für einen hohen Schwierigkeitsgrad sicher sinnvoll und für welche die tief in die Materie eintauchen wollen. Ich wollte da ehrlich gesagt nicht so tief eintauchen und begnüge mich damit die einfach für mich besten Waffen/Rüstungen/Zauber/Fähigkeiten zu nutzen. Hier sieht man deutlich wie extrem genial das Spiel auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten werden kann:
Soll es ein Hardcore RPG sein indem es notwendig ist auf jedes noch so kleines Detail zu achten oder wird es bevorzugt allein der tollen Geschichte zu folgen und die Kämpfe dann reiner Mittel zum Zweck sind ohne großartig aufzuhalten?
Es gibt neben den Schwierigkeitsgraden die von leicht (auf dem ich spiele) bis Hardcore gehen, auch noch einen eigenen „Story“ Schwierigkeitsgrad der nochmal das ganze System dahinter erleichtert.
Aber mal wirklich vom Anfang an: Die Geschichte schließt an Teil 1 an. Ich gebe es zu, ich kann mich da nicht mehr richtig daran erinnern. Stört aber nicht. Man kann auch den Charakter bzw. eigentlich die Gesinnung des Charakters importieren. Ist es nicht möglich (wie bei mir, weil ich Teil eins auf der PS4 gespielt habe und Teil zwei jetzt auf der Xbox) kann man sich aussuchen wie man sich im ersten Teil verhalten hat und welches Ende gewählt wurde. Die Anspielungen im Spiel auf Teil eins halten sich aber (zum Glück) in Grenzen. Da mal ein Charakter der etwas von früher erzählt, hier mal eine Reaktion im Gespräch.
Egal. Dann geht es los. Wie so oft geht einiges schief und man ist auf einer Insel gestrandet und die erste Aufgabe ist es das Schiff wieder seetauglich zu machen um den Riesen, der für alles verantwortlich ist, zu verfolgen. Bis das aber geschafft ist warten einige andere Quests und auch Kämpfe. Was mich gleich zum nächsten führt.
Ein Kampfsystem für jeden Geschmack
Im Gegensatz zu Teil eins kann hier gewählt werden ob man ein klassisch Action orientiertes Kampfsystem haben will (wie in Teil eins) oder ein taktisch orientiertes, rundenbasierendes Kampfsystem bevorzugt. Ich habe Zweiteres gewählt. Es war ein Fehler… Für Taktiker ein Traum für mich war es einfach nur mühsam. Die Kämpfe werden dadurch extrem in die Länge gezogen. Ein enormer Entwicklungsfehler: es ist nicht möglich im Spiel nachträglich die Art des Kampfes zu wechseln. Somit habe ich nach mehreren Stunden aufgegeben und komplett neu angefangen. Ist mir lieber als mich so durch das Spiel zu quälen.
So laufen die Kämpfe (ich spiele auf leicht) gemütlich halbautomatisch ab. Ich greife hie und da ins Geschehen ein und erteile Befehle aber sonst geht es einfach angenehm weiter. Ein paar Kämpfe (vor allem gegen Gegner mit einen höheren Level) sind trotz niedrigen Level ordentlich knackig. Da muss dann schnell reagiert werden welcher Zauber oder welche Fähigkeit wann eingesetzt werden muss.
Das Buch im Spiel
Zurück zum restlichen Spielgeschehen: wie schon beim Vorgänger gibt es viel, sehr viel, nein enorm viel zu lesen. Ich finde das Spitze! Neben den langen Dialogen (wo hie und da (vielleicht aufgrund von Übersetzungsfehlern?) die weibliche und männliche Form verwechselt wird) kommt es auch immer wieder zu kleinen Abenteuersequenzen.
Diese Sequenzen werden mit einen aufgeschlagenen Buch präsentiert wo geschildert wird was gerade passiert. Danach kann entschieden werden wie auf die Situation reagiert wird. Schleicht man sich an die Gegner an oder greift offen an? Schickt man die Mannschaft während eines Sturmes unter Deck oder gibt ihnen andere Aufgaben? Biete ich Hilfe an oder lieber nicht? etc. Hier gibt es auch fast immer eine Möglichkeit die eigenen Werte zu testen: ist der Wert der Athletik hoch genug um den Sprung über den Abgrund zu schaffen? Ist der Wert in Diplomatie hoch genug um die Gegner zu überreden am besten nach Hause zu gehen? Ist der Religionswert hoch genug um zu erkennen um welchen Altar es sich handelt etc.
Die Mischung macht es aus und die finde ich hervorragend! Dank diese kurzen Intermezzos, den guten Dialogen, den Kämpfen und den etlichen Quests wird eine echt tolle Geschichte erzählt.
Töte 10 Ratten?
Apropos Quests: ich habe schon etliche erledigt. Bis jetzt erzählte jede einzelne Aufgabe eine eigene kleine Geschichte und es gab nicht ein einziges mal ein generisches Quest um zum Beispiel 10 Wolfsfelle zu finden oder 10 Ratten zu töten. Auch die sehr unterschiedlichen Auswahlmöglichkeiten und die daraus resultierenden Konsequenzen finde ich toll. Erzählt man die ganze Wahrheit? Lügt man den Auftraggeber an? Wem glaubt man? Alles mit anderen Konsequenzen wie zum Beispiel die Änderung der Gesinnung, des Respektes der Gruppenmitglieder und Gilden oder unterschiedlichen Belohnungen etc.
Beziehungsprobleme
Auch die Dialoge mit den Charakteren machen diese sehr sympathisch und man lernt diese dadurch richtig gut kennen. Bei manchen Dialogen dachte ich mir schon: wenn ich die Antwort wähle wird sie wieder schnippisch reagieren und mich etwas weniger leiden können. Aber wie im echten Leben: man kann es nicht jedem recht gemacht werden und mit allen „best friend forever“ sein. Irgendwer ist immer angefressen oder beleidigt.
Alles beisammen
Noch ein kleiner Absatz zum Inventar: eines vorweg: ich bin jemand der alles was nicht niet- und nagelfest ist mitnimmt. Bei sehr vielen Spielen stoße ich da gewichtsmäßig schnell an Grenzen. Hier können zum Beispiel 30 Schwerter und 50 Rüstungen getragen werden, ohne dass es zu einer Überlastung kommt. Ich liebe es! Auch Platzmäßig wäre ich noch nicht auf eine Grenze gestoßen wie viele unterschiedliche Gegenstände getragen werden können. Manko: Wenn das Inventar einige Zeit nicht entstaubt wird sammelt sich so viel Müll an, der erst mal mühsam verkauft werden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht möglich ist zum Beispiel bei den Waffen diese nach Art der Waffe zu sortieren sondern nur nach Waffen, Rüstungen etc. Dann heißt es im Inventar rumblättern und überall schauen ob es vielleicht einen besseren Stab oder eine bessere Axt gibt.
Eine Seefahrt die ist lustig…
Zum Schluss noch ein paar Sätze zur Schifffahrt. Das Schiff kann ebenso ausgerüstet werden (Kanonen, Rumpf, Segel etc.) und auch eine Mannschaft benötigt das Schiff. Hier muss darauf geachtet wer welchen Beruf ausübt. Ein Koch ist zum Beispiel nicht gerade der beste Navigator. Auch die Schiffsmannschaft erlangt immer wieder Erfahrungspunkte und wird besser.
Beim Segeln und erkunden selbst kommt bei mir wieder der Perfektionist durch. Wird die Weltkarte mittels Schiff erforscht bleibt bei mir kein noch so kleiner Flecken Nebel übrig. Jede Ecke wird angesegelt und aufgedeckt.
Es kommt auch mal vor das es zum Seekampf kommt. Dieser wird mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten ausgetragen. Backbord, Kehrtwende, Kanonen schießen etc. Wie im normalen Kampf wird dann im Hintergrund berechnet wie gut getroffen wird oder wo sich das gegnerische Schiff befindet. Ein entern ist aber natürlich auch eine Option nur schadet es nicht zuvor die gegnerische Mannschaft mittels Kanonen zu dezimieren.
Fazit
Für mich stellt Pillars of eternity 2 ein richtiges Kleinod dar. Es hat genau meinen Nerv getroffen und bietet das was ich mir nach Teil eins erhofft und erwartet habe. Ich bin vom Spiel, der Welt und den vielen Möglichkeiten die es bietet total gefesselt. Es ist allerdings notwendig sich darauf einzulassen. Denn das viele lesen ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Plus: es ist ein Spiel das etliche Stunden in Anspruch nimmt vor allem in der Ultimate Fassung wo jedes Addon dabei ist.
Wer auch immer die Muse hatte meinen ganzen Erguss zu lesen. Danke dafür.
Es war mir einfach ein Bedürfnis mal etwas mehr zum Spiel zu schreiben.
Hie und da werde ich mal ein (deutlich kürzeres) Zwischenfazit abliefern und würde mich freuen wenn Andere, die das Spiel vielleicht auch gespielt haben, oder jetzt dank Gamepass spielen, einklinken würden damit es kein reiner Monolog wird.
Bis dahin spiele ich die nächsten Wochen weiter und werde den Riesen verfolgen und zur Strecke zu bringen oder mit ihm diskutieren. Mein Diplomatiewert ist schließlich sehr hoch.
Update zur Technik:
Innen hui Außen pfui?
Ganz so schlimm wie es die reißerische Überschrift glauben lassen mag ist es natürlich nicht. Mit modernen Hochglanz Triple A Spielen darf dieses klassische RPG sowieso nicht verglichen werden.
Die Grafik ist ansehnlich, kann stufenlos gezoomt werden und ist zweckdienlich. Jedes Detail beim Waffen oder Rüstungstausch ist umgehend am Charakter sichtbar. Die Areale strotzen von Details und sind auch nicht generisch.
Ob die Technik der Series X ordentlich genutzt wird kann ich nicht genau sagen. Jeden Wechsel in ein anderes Areal und ist es noch so klein wie zum Beispiel eine Hütte folgt aber ein Ladebildschirm. Da werden die Nutzer auf der Series X wohl am meisten profitieren obwohl es hier auch mal etwas dauert. Auf der One/PS4 könnte ich mir aber vorstellen das es mühsam ist wenn die Ladezeiten vielleicht doppelt so lange sind.
RPG zum mitnehmen?
Schon Teil eins spielt ich teilweise auf der Vita. Es war hart an der Grenze aber gerade noch lesbar bzw. spielbar. Spaß machte es so aber nicht lange.
Teil 2 habe ich auf den Smartphone getestet. Da man die Buchstaben vergrößern kann ist es zwar grenzwertig aber auch spielbar. Lange kann es so aber nicht genossen werden. Das viele lesen kann da sehr anstrengend werden. Diese Variante kann deswegen nicht gerade empfehlen.
Am Ipad sieht die Sache aber gleich ganz anders aus:
Hier ist der Bildschirm groß genug um ohne Adleraugen alles gut lesen zu können.
Ob das Warten auf eine Switch Version (sollte sie jemals doch noch kommen) so vom Vorteil ist bezweifel ich. Längere Sessions im Handheldmidus kann ich mir da nur schwer vorstellen. Außer die Textgröße wird angepasst.