Lass dich nie beschämen! Hier mal meine Geschichte:
Ist glaube ich aber auch arg eine ‚deutsche‘ Sache (AUT und GER so wie ich’s sehe). Mir wurde in der Kindheit auch immer gesagt, dass ich mein Leben mit diesem ‚Computerbloedsinn‘ verschwende und waehrend meine Brueder draussen saufen und mit girls rumhaengen waren hab ich Photoshop und 3d Programme gelernt, etc. - und natuerlich auch haufenweise gezockt. Ich fand girls auch gut, aber mir war klar, dass wir gerade ne digitale Renaissance erleben und da dabei zu sein war wichtiger als Teenage Drama.
Fuer meine Family war das, was ich gemacht habe aber stets laecherlicher Bloedsinn - Kann mich noch gut an ne Pruegelei mit einem meiner Brueder erinnern, als er besoffen nach Hause kam waehrend ich noch mit 3ds Max rumgedoktort habe und der Penner einfach mal meinen PC abgeschalten hat, weil er halt jetzt schlafen wollte und ich natuerlich Ruecksicht nehmen sollte. War einfach scheisse, es wurde bei uns als normaler angesehen als Teen saufen zu gehen und mit girls rumzuknutschen als vorm Computer zu hocken und produktiv zu sein. Das erstere war halt ‚normal‘, waehrend das Zweitere einfach nur Zeitverschwendung war.
Sogar als mir dann klar war, dass ich mein Hobby zum Beruf machen will und ich erstmal in die Kunstschule wollte wurde ich wieder klein gemacht, da das ganze sowieso ne ‚brotlose Kunst‘ ist, sollte lieber was ‚gescheites‘ lernen. Zum Glueck hab ich mich aber durchgesetzt… hatte genug Selbstbewusstsein, um einfach mein Ding zu machen und meiner Mom und meinen Bruedern zu sagen, dass das mein Weg ist und ich selbst entscheide, was ich mit meinem Leben anfange. Fuer mich war das halt einfach Games zocken und versuchen in der Games Branche Fuss zu fassen.
Waehrend meine zwei Brueder dann also in der Bank und als Steuerpruefer ihr Ding gemacht haben war ich in der Kunstschule und wurde als der Aussenseiter gesehen, aus dem eh nie was wird.
Geaendert hat sich das alles erst, als mein Portfolio dann endlich so gut war, dass ich mit einem meiner Brueder am Kuechentisch sass und am selben Nachmittag Disney und Blizzard angerufen haben, um zu fragen, ob ich nicht nach Kalifornien ziehen will um dort zu arbeiten. Da fielen dann die Kinnladen zu Boden und ich hab kurzerhand mein Zeug gepackt und bin rueber. Beim Warten auf’s O-1 Visum hab ich mir dann noch C# beigebracht und hab begonnen erste Spiele zu programmieren. Und natuerlich wurden diese ersten Prototypen auch wieder belaechelt, da ich halt kein ‚God of War‘, sondern simple 2d Spiele programmiert habe…
In Kalifornien hat’s mich dann gepackt, wie anders die Einstellung zu allem war. Bin das erste Wochenende ganz stolz mit meinem ‚Starcraft II Development Team‘ T-Shirt durch Irvine zum Lebensmittel Einkaufen spaziert und statt Unkenrufen und Fingerzeig („Was fuer ein Nerd!“) gab’s Zustimmung. Der Kassierer an der Kasse hat sich’s nicht nehmen lassen mir zu sagen, wieviel ihm Starcraft bedeutet hat, ueberall wurde man wegen World of Warcraft angelabert, etc. Binnen einem Jahr wurde ich vom uncoolen Nerd zu jemandem, der Gleichgesinnten Autogramme gibt. Game Developer zu sein war hier ‚cool‘ und nicht wie in Oesterreich und Deutschland ein ‚nerdiger Zeitvertreib fuer ewige Jungfrauen‘.
Dann begann das ganze Indie Ding und ich bin zurueck nach Wien gezogen, um mich endlich selbststaendig zu machen. Wien, weil man dort halt 400 EUR Miete fuer ne anstaendige Wohnung gezahlt hat anstatt 3.000 USD fuer ein ziemliches Loch.
Seither ist mein Leben ziemlich verschwommen, da ich mich meist in meine Arbeit versenke. Hab dann schlussendlich auch meine jetzige Frau kennen gelernt, mit der ich jetzt auch ein Kind habe und die verstand meine Leidenschaft und hat’s nicht belaechelt. Fuer meine Frau war ich ein Rockstar, fuer meine Familie war ich der nerdige Aussenseiter, der einfach nicht ins Bild gepasst hat.
Jetzt leite ich Moon Studios seit ueber 10 Jahren, haben zwei Hits veroeffentlicht und finanziell bin ich weit besser ausgestiegen als meine zwei Brueder. Ori and the Blind Forest war im Optimalfall mit 800.000 Copies LTS projected und hat im Endeffekt ueber 5m copies abgesetzt. Da hat’s dann schlussendlich auch bei meiner Familie Klick gemacht, da der „Nerd in seiner Wichshoele“ ploetzlich Millionaer war. Seither sind Familientreffen immer ein bisschen komisch. Anstatt als nerdiger Aussenseiter da zu stehen werd ich ploetzlich verehrt, obwohl sich an mir bis auf meinem Bankkonto nix geaendert hat. Das Geld hat den Ausschlag gemacht, nicht die Arbeit an sich… meine Kritik an den Kapitalismus lass ich mal aussen vor.
Als ich 10 war ist mein Vater an Lungenkrebs gestorben. Am Sterbebett hat er mir damals gesagt, dass ich einfach mein Ding machen soll und mir in seiner typisch wienerischen Art erklaert, dass ich mich einfach an sein Motto erinnern soll. Sein Motto war: „Wer mich nicht mag ist deppert.“ - Klingt simpel, hat mir aber immer dabei geholfen auf mich selbst zu hoeren und die Spoetter einfach auszublenden, selbst, wenn’s die eigene Familie ist.
Das geb ich jetzt einfach mal weiter. Es wird immer Leute geben, die spotten, die andere Leute wegen diesem oder jenem runtermachen nur um sich selbst besser zu fuehlen. Fuck em all. Wichtig ist, dass du auf dich hoerst, rausfindest, was dich gluecklich macht und dann einfach dein Ding durchziehst. Wenn dich Spiele gluecklich machen, spiel! Und denk an’s Motto, wer dich nicht mag ist deppert, also such dir Freunde, die dich so akzeptieren wie du bist