So, Kenny, jetzt hast du aber den schlafenden Löwen geweckt. 
Es gibt fast nichts, was ich lieber tue, als über das Schreiben zu schreiben (und zu reden).
Ich gebe dir jetzt vorerst mal einen kurzen Abriss als Antwort auf deine Fragen und verweise dich später dann auf etwas, das dich vielleicht interessieren könnte.
Zuerst: Ich persönlich schreibe gänzlich ohne irgendein Storyboard. Wie jeder kreative Mensch, habe ich manchmal kurze, schemenhafte Ideen, sozusagen Geistesblitze. Diese nebulosen Ideen sind die Grundpfeiler für meine Geschichten. Und nur auf sie stütze ich das Konstrukt, das später die gänzlich fertige Geschichte darstellt.
Ich gebe ehrlich zu, ich habe grundsätzlich nie einen Plan, wenn ich mit einer Geschichte beginne. Ich empfehle dir gerade in diesem Zusammenhang Stephen Kings Buch „Das Leben und das Schreiben“ zu gustieren (ist der deutsche Titel, den englischen habe ich leider vergessen). In diesem großteils autobiografischen Werk geht King auch darauf ein, wie er seine Romane aufbaut. Und er vergleicht den schriftstellerischen Schaffensprozess mit dem archäologischen Freilegen eines Dinosaurierskeletts. Am Anfang hat man vielleicht einen Zahn oder einen Knochen, aber mithilfe von Fantasie und literarischem Handwerkszeug legt man immer mehr vom Fossil frei. Bis man letztendlich vor vollendeten Tatsachen steht und selbst bewundert, was man da freigeschaufelt hat.
Das Verfassen von Plotts setzt King mit einem Presslufthammer gleich, mittels dessen man das Skelett freilegen möchte. Es geht schneller und unkomplizierter, aber man zerstrümmert damit jeden Knochen bis zur Unkenntlichkeit.
Ich halte es genau so wie der populäre amerikanische Schriftsteller, weil es mir so „in die Wiege gelegt“ wurde. Natürlich muss man hierbei einräumen, dass jeder Autor seine eigene Arbeitsweise bevorzugt. Wichtig ist letztendlich nur, dass man sich beim Schreiben wohlfühlt und Spaß daran hat.
Zum zweiten Punkt: Ja, ich habe eine handvoll sogenannter „Beta-Leser“. Das sind hauptsächlich Menschen, die ich auch um Rat fragen würde. Das ist deshalb so wichtig, weil es schwer ist, Kritik von Menschen anzunehmen, dessen Ratschläge man nicht auch hören würde. Es sind Leute denen ich so weit vertraue, dass ich weiss, dass sie mir - bei aller Liebe und Freundschaft - immer die bittere Wahrheit sagen würden, egal wie schmerzlich sie ist. Und ich muss auch gestehen, dass ich schon oft schlimme Schelte einstecken musste. Aber letztendlich war das immer zum Besten der Geschichten. Ich habe hinterher jedes Mal mit Freuden festgestellt, dass sich die Kritik als berechtigt erwiesen und das literarische Werk als besser als zuvor herausgestellt hat.
Ich plane übrigens, in naher Zukunft einen Podcast über das Schreiben zu produzieren. In jeder Folge möchte ich Themen wie diese hier behandeln. Ich will quasi etwas aus dem Nähkästchen plaudern. Vielleicht streue ich auch ab und zu Episoden ein, in denen ich darüber spreche was ich gerade lese oder gelesen habe und was mir dabei aufgegallen ist. Vielleicht gibts dann ja auch irgendwann mal Lesestücke und Diskussionen zu Werken anderer kleinerer Autoren.
An dieser Idee arbeite ich schon eine Weile. Wenn dich das interessiert, kann ich dich gerne auf dem Laufenden halten.