Originally published at: Kolumne: Warum Spider-Man das beste Spiel des Jahres ist - SHOCK2
Okay, die Überschrift ist primär Clickbait, damit ihr diese Zeilen lest. Jeder weiß, dass Red Dead Redemption 2 das beste Spiel des Jahres wird – oder? Spider-Man hat sich aber tatsächlich sehr wahrscheinlich in meine Top 3 des Jahres gesponnen. Überraschend. Ich erkläre warum.
Ich wollte Spider-Man gar nicht ausführlich spielen. Das Gameplay sah nach den ersten Videos wenig neuartig aus – irgendwo eine Mischung aus den alten Spider-Man-Games und der neueren Batman-Serie von Rocksteady. Dazu tatsächlich diese Türme, die Ubisoft irgendwann mit Assassin’s Creed eingeführt hat, mit denen man unzählige Nebenquests freischaltet und davor einfach nicht weiß, dass in Greenwich Village jemand die Handtasche gestohlen wurde.
Spinn ich?
Trotzdem setze ich mich also an die Konsole und spiele ein paar Stunden. Das Universum ist mir unbekannt. MJ kennt die Identität der Spinne, Norman Osborn ist Bürgermeister und der lautstarke J. Jonah Jameson ist nicht mehr beim Daily Bugle, sondern Radiomoderator. Das Gameplay spinnt sich wie ein Netz immer komplexer. Zunächst prügelt man auf die Gegner ein und schießt ihnen Spinnfäden ins Gesicht. Später elektrisiert man sie, klatscht sie an die Wand oder zieht sie lautlos aus dem Verkehr.Mittlerweile sind alle Tasten belegt – meist muss ich sogar zwei Tasten gleichzeitig drücken. Aber ich komme in den berühmten „flow“. Schwinge wie Spider-Man durch die Stadt und mache freiwillig Nebenquests. Ich stelle Bankräuber, jage Tauben nach und sammle verlorene Rucksäcke ein. All das, um meine Fähigkeiten zu verbessern und neue Kostüme freizuschalten. Ich bin in dieser Endlosschlaufe, wie damals bei Assassin’s Creed 2. Man macht immer dasselbe, aber es macht Spaß. Sogar immer mehr, weil man mittlerweile richtig coole Aktionen zaubert.
Einmal Superheld sein
Das Spiel macht vieles richtig. Sobald ich das Gefühl habe mich zu langweilen, wirft mich das Spiel in eine andere Situation. Lässt mich Detektiv sein, DNA-Rätsel lösen oder in die Rolle anderer Charaktere schlüpfen. Manches wiederholt sich, vieles überrascht. Spider-Man präsentiert sich als Mix aus vielen erfolgreichen Komponenten der letzten Jahre – fein zusammengewoben von den Entwicklern, um ein rundes Gaming-Erlebnis zu schaffen.Schwächen gibt es auch. Man könnte den schwankenden Schwierigkeitsgrad nennen oder der fehlende Mut, Neues zu probieren. Aber es sind am Ende Kleinigkeiten. Das große Ganze passt. Das Spiel ist zudem kein Noob-Game, auch wenn es Noobs wohl spielen können. Aber die Fähigkeiten nutzen und sich wie Spider-Man fühlen – das schaffen nur jene, die die Steuerung und Special-Fähigkeiten wirklich ausnutzen.
Fazit: Kaufen
Selten hat mich ein Spiel so um 180 Grad drehen können. Am Anfang war ich mir noch unsicher, aber was Spider-Man an kompromissloser Action bietet, das muss man sich anschauen. Man merkt, Sony war dieser Titel wichtig. Am Ende fehlt wohl nur das Fünkchen Innovation, was Spider-Man zu einem „Game of the Year“-Kandidaten gemacht hätte. Aber hey, Red Dead Redemption 2 muss sich auch erst noch beweisen.Weiter lesen: