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Voller Freude saß ich vor meinem WQHD-Monitor und las in verschiedensten News-Outlets davon, dass die PlayStation 5 nicht die 1440p-Auflösung dieses Geräts unterstützen wird und dachte mir “Na gott sei dank”. Zumindest solang bis ich dann das kleine Wort “leider” vor dieser Freuden-Nachricht und einige recht wütende Kommentare in den verschiedensten Sozialen Netzwerken lesen musste. Daher fand ich es angebracht ein wenig Aufklärung zu betreiben, warum ich selbst als potentiell Leidtragender finde, dass Sony hier einen sehr guten Weg beschreitet.
Ich hatte mich geschämt…
Wie ich bereits vor Jahren in einer Kolumne erklärt habe, war ich nicht der größte Fan der letzten Konsolen-Generation (mit Ausnahme der Nintendo Switch) und habe mich lange geweigert mir überhaupt einen Vertreter zuzulegen. Zusammengefasst waren das einfach schlechtere PCs ohne Mehrwert für mich. Irgendwann hatte Sony dann aber doch zu viele Must-Play-Exklusivtitel hinausgeschossen und weiters ebenso viele in der Pipeline, sodass ich als leidenschaftlicher Gamer dann doch klein beigeben musste.
…doch es war es wert
Mittlerweile hat sich meine Meinung zumindest ein wenig geändert und so muss ich doch zugeben, dass gerade 2020 ein Jahr ist, indem es der PS4 letztendlich doch gelang, mich in vielerlei Hinsicht mehr als positiv zu überraschen. Ganz egal of Last of Us Part 2, Ghost of Tsushima, Nioh 2 oder Final Fantasy 7 Remake, die Stunden die ich dieses Jahr mit einem PlayStation 4 -Controller in der Hand dagesessen habe, gaben mir über 6 Jahre nach dem Launch eine Form der Validierung für dieses Gerät, die ich so eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte.
Der WOW-Faktor zählt
Und wie war das möglich? Wieso empfand ich diese Spiele allesamt als rundum gelungen? Ganz genau: Optimierung! Betrachtete man beispielsweise Ghost of Tsushima wirklich im Detail, konnte man durchaus veraltete Systeme, fehlende Physik und viele kleine Makel erkennen, die bei aktuellen AAA-Titel auf dem PC so eher nicht durchgehen würden. Doch was war mein Fazit des Gesamtbilds? Absolut atemberaubend!
Braves Sony. Sehr Brav!
Wie als ob mein Wunsch von vor drei Jahren erhört wurde, wurde alles wunderschön präsentiert, ohne die Grenzen der aktuellen Hardware aus den Augen zu verlieren, weswegen alles stimmig wirkte ohne jedoch auf flüssiges Gameplay zu verzichten. Sehr gut! „Aber was hat das jetzt mit der nicht nativ unterstützten Auflösung zu tun“, fragt ihr? Nun…ALLES!
Gib mir einen Grund, oida!
Eine Konsole muss für mich zwei Voraussetzungen erfüllen, um eine Daseins-Berechtigung neben Budget-PCs zu haben: Erstens muss sie Features bieten, die ein PC aufgrund seiner standardisierten Architektur schwer abdecken kann und zweitens muss sie in regelmäßigen Abständen perfekt optimierte Exklusives bieten, die mich über den Faktor hinwegsehen lassen, dass ich auch nach Jahren keine Möglichkeit habe auf eine bessere Hardware umzusteigen um sie zu spielen. Mag sein, dass dies bei Menschen, die sich nicht mit den Einstellungs-Möglichkeiten eines PCs herumschlagen wollen anders ist, aber gerade dann wiegt der Entwickler-seitige Optimierungs-Faktor ja im Grunde nur umso schwerer.
Minimalismus wo es sinnvoll ist
Während die PlayStation 4 die erste Voraussetzung kaum bis gar nicht erfüllte, konnte sie zumindest bei der zweiten dieses Jahr auf ganzer Linie punkten. Der Grund warum hier mit bereits zum Launch veralteter Hardware unglaubliches abgeliefert werden konnte ist, weil Optimierung ein extrem aufwändiger Prozess ist, der exponentiell langwieriger wird umso mehr Optionen abgedeckt werden müssen, weswegen jede Einschränkung Gold wert ist. Letztendlich ist es der Fokus auf einige wenige Optionen, der es Exklusiv-Entwicklern ermöglicht bahnbrechende Resultate durch perfektes Fein-Tuning zustande zu bringen.
Und hier sehen sie den nächsten Angriff
Eine andere Auflösung bedeutet oft nahezu die doppelte Zeit zur Optimierung, weswegen man mit veralteter Hardware als PC-Spieler häufig trotz aller möglichen Optionen auf ruckelnde Bildergalerien schaut und Spiele nicht selten nur noch mit aufwendigen Mods der Community zum Laufen bekommt. PlayStation fährt daher meiner Ansicht nach genau die richtige Linie.
Nicht auf Kosten der Entwickler bitte
Eine einzelne neue Hardware, eine einzelne Auflösung im Fokus und sämtliche Entwickler, die sich Entscheiden einen Exklusiv-Titel für die PS5 zu entwickeln, wissen sie können bei der Optimierung All-In gehen und werden dafür trotzdem nur einen Bruchteil der Zeit benötigen, als wenn sie für PC/Xbox entwickeln.

So macht das keinen Spaß
Da Microsoft eine andere Philosophie fährt und sowohl gegenüber PCs als auch der alten Konsolen-Generation keinerlei Exklusivität mehr zulässt, fällt es natürlich leicht, gleich auch noch eine weitere Auflösung nativ anzubieten. An einem Punkt an dem nämlich für satte fünf unterschiedliche Geräte mit jeweils drei unterschiedlichen Auflösungen und extremen Leistungsunterschieden optimiert werden muss, macht das nämlich umgangssprachlich gesprochen, „das Kraut auch nicht mehr Fett“. Aus Entwickler-Sicht ist es allerdings eine Tortur und so ist es wohl fast leichter einfach gleich einen PC-Port mit ähnlich vielen Optionen für die gesamte Produktlinie hinauszuwerfen, sodass sich die User ihre Erfahrung selbst optimieren können. Mitsamt den nun natürlich über die Zeit immer schwerer wiegenden Nachteilen der immer weiter veraltender Hardware natürlich.
Schließlich geht es um die Spiele
Sony setzt auf Standards (so wie es bei Konsolen meiner Ansicht nach gehört) und gibt eine Ideal-Linie vor mit der einem die beste Erfahrung geboten wird, sowie Alternativen die lediglich unterstützt werden. Das mag zwar manche nerven, dank gut gewählter Standards, wird es aber wohl die wenigsten wirklich taktieren und letzten Endes werden damit die Entwickler dazu ermächtigt bessere Spiele zu veröffentlichen. Ein gut gelegter Fokus wie ich finde. bz