Hey Leute, ich hatte gerade Lust bekommen, eine öffentliche Liebeserklärung abzugeben Nachdem wir ja alle Zocker sind, wird sie euch vielleicht interessieren.
Als ich jünger war, da waren bei mir diese “Abenteuerspielbücher” (weiß gar nicht, wie die wirklich hießen) heiß begehrt. Ihr wisst schon, “wenn du links weitergehen willst, dann lies bei 12 weiter, willst du aber die Höhle neben dem Weg erforschen, dann schlag bei 237 nach”… Nun, einer dieser Autoren, noch dazu einer der besten, nämlich Steve Jackson (ein anderer war Ian Livingstone), rettete die Idee dieser Bücher in die Zeit der Apps. Wobei “retten” jetzt untertrieben klingt, denn eigentlich wurde es nur noch besser. Wisst ihr schon, wovon ich rede? "Sorcery!"
Möglich macht das ein Script namens Ink, entwickelt von zwei Cambridge Absolventen und leidenschaftlichen Zockern.
Bis hierher ist alles schön und gut, aber wirklich Herzklopfen habe ich bekommen, als ich mir “80 Days” für mein iPhone geladen habe. Ihr kennt sicher die gute alte Geschichte von Phileas Fogg und seiner Reise in 80 Tagen um die Welt? In diesem Spiel, das sich nur an der Rahmenhandlung der literarischen Vorlage orientiert, spielt ihr aus der Sicht des Butlers Passepartout und begleitet euren Herrn bei dieser aberwitzigen Reise. Alles beginnt in London, ihr habt 80 Tage Zeit um einmal um den Globus zu düsen. Damit das nicht allzu einfach wird, habt ihr nur beschränkte Mittel zur Verfügung. Braucht ihr einmal mehr Geld, dann könnt ihr das bei einer Bank abholen, allerdings kann es schon mal mehrere Tage dauern, bis man das Bare auf die Hand bekommt. Daher sollte jeder Schritt wohl überlegt sein. Welches Transportmittel wähle ich? Soll ich dem Fahrer ein Bestechungsgeld zukommen lassen, wenn er dafür früher losfährt? Oder ist eine weitere Nacht im Hotel die erschwinglichere Alternative? Welche Routen man dabei einschlägt, hängt ganz davon ab, welche Informationen ihr auf eurer Reise oder während eurer Aufenthalte in den einzelnen Städten einholt. Ein Plan für alle Abfahrten von Zügen in europäischen Bahnhöfen ist sehr hilfreich. Aber er kostet auch und nimmt im Koffer Platz weg. Man kann sich zwar gerne weitere Koffer kaufen, aber auch das kostet natürlich. Besonders dann, wenn man eine weite Überfahrt vor sich hat und Platz teuer ist. Dafür kann man sich an örtlichen Märkten mit allerlei Kuriositäten eindecken, die andernorts wieder gewinnbringend verkauft werden können.
Ihr seht also, in diesem Spiel will jeder Schritt wohl überlegt sein und ähnlich dem Schach sieht es nach ein paar Zügen in keiner Partie mehr so aus, wie in irgendeiner vorangegangenen. Das Setting ist herrlich schräg gehalten und bedient sich vieler Elemente aus dem Steampunkuniversum. Lust auf eine Bahnfahrt zwischen London und Paris? Kein Problem, der Aquatrain macht rechtzeitig bei Dover die Luken dicht und sticht hinab ins Meer. Oder wolltet ihr immer schon mal einen Ausflug in einem Luftschiff machen? Bitteschön, geht ihr in der richtigen Stadt zur rechten Zeit spazieren und fängt mit der entscheidenden Person ein Gespräch an, dann stehen euch sogar mehrere Zeppeline unterschiedlichster Bauart zur Verfügung. Und als ob 80 Tage als zeitliche Vorgabe nicht schon genug Druck verursachen würden, gibt es auch eine Menge Mitspieler, die wie ihr beim Rennen teilnehmen und als erste die Welt umrunden wollen. Ein Herzschlagfinale ist da irgendwie schon garantiert
Wie bei einem Inkle-Spiel üblich, lebt die ganze atmosphärische Spieleerfahrung von viel Text und schönen Grafiken. Die Bewegtbilder in HD rendert sich euer Kopf dabei zusammen
Wer jetzt nicht nur Lust auf eine Reise um die Welt bekommen hat, sondern sich selbst einmal an solch einer interaktiven Geschichte versuchen will, der kann das gerne versuchen: Inklewriter ist ein gratis Tool, mit dem ihr genau das verwirklichen könnt!