Spiele, die ich vermisse #189: Labyrinth

Es gibt Artikel dieser Serie, die eine ungewöhnliche Genesis haben – und das Resultat ist dann umso ungewöhnlicher. So auch dieser: Nachdem ich den EIGENTLICH als nächsten Beitrag geplanten Titel seit gut zwei Jahren vor mir herschiebe, weil ich weder Zeit noch Muße finde, ihn nochmal zu spielen (was ich in dem Fall definitiv vorhabe), wir aber schon wieder Weihnachten haben und ich damit fast automatisch daran denke „naja, ein Eintrag geht noch“ und „ah, C64“, gibt es wieder eine Zwischenepisode. Aber worüber soll ich schreiben? Und hier spielt gleich zweimal der Zufall eine Rolle: Im Spectrum-Podcast wurde ein Spiel mit „Labyrinthen“ erwähnt. Und das erinnerte mich an ein Spiel, das eine gewisse Obsession auf dem C64 ausgelöst hat – Labyrinth oder auch Irrgarten. Doch kann man mit diesem simplen Spiel einen ganzen Artikel füllen? Das bezweifelte ich zunächst. Und dann kam mir der Zufall zur Hilfe: Googelt man nach „Labyrinth“ am C64, findet man das von mir erwähnte Spiel kaum, stattdessen einen prominenten Namensvetter. Könnte man die beiden Spiele kombinieren? Vielleicht. Getan habe ich es dann aber doch nicht: Zwei Spiele in einem Eintrag widerspricht sich – trotz gleicher Titel – irgendwie für mich. Stattdessen bekommt ihr zu Weihnachten nicht einen, sondern gleich zwei Ausgaben dieses Blogs, die beide denselben Spieletitel vermissen – wobei aber völlig andere Spiele dahinterstecken.

Beginnen wir mit dem „kleineren“ der beiden Titel – Labyrinth aus dem Jahr 1980, das hierzulande auch als Irrgarten bekannt wurde. Das Spielprinzip ist simpel: Ihr erklärt dem Spiel, wie groß das Spielfeld sein soll, woraufhin ein passender Irrgarten automatisch generiert wird. Nur kurz wird der Weg von oben angezeigt, dann steht ihr schon am Eingang und müsst euren Weg zum Ausgang finden. Tatsächlich ist der Original-Name des Titels dabei irreführend: Ist in der exakten Definition ein Labyrinth ein verworrener Pfad, der trotzdem ohne Abzweigung zum Ausgang führt, handelt es sich im Spiel wirklich um einen Irrgarten, bei dem es falsche Pfade gibt, die in Sackgassen enden – ohne ein System ist Verlaufen also durchaus möglich.

Interessant war – für die damalige Zeit – die Darstellung: Ihr seht das Spielfeld nämlich aus der Ego-Perspektive und damit in 3D, die in Blockgrafik bzw. PETSCII-Optik gezeichnet wurde. Das war für die ganz frühen 80er durchaus fortschrittlich. Was es hingegen (natürlich) nicht gab: Flüssiges Scrolling. Hier wurde einfach nach einem Tastendruck (Vorwärts oder eine Drehung um 90 Grad in zwei Richtungen) auf die nächste Ansicht „umgeklappt“. Wer gar nicht weiterwusste, konnte mit einem weiteren Tastendruck noch einmal die Übersicht einblenden lassen, in der auch vermerkt war, wo man sich gerade befand. Mehr Inhalt gab es nicht – mehr brauchte es aber auch gar nicht, um viel Spaß damit zu haben.

Entwickelt wurde der Titel von Mike Bolley nach einer Idee von Don Scales. Die erste Version von Labyrinth erschien für den Commodore PET, später folgten weitere Versionen, darunter 1983 für den C64. Als Publisher fungierte Commodore Business Machines, die das Spiel zumindest am C64 auf einer Demo-Disk veröffentlichten. Hier gab es auch einige Überarbeitungen, darunter mehr Farben, eine Spielanleitung, eine Vorgeschichte und einen Highscore. Da das Spiel in Basic programmiert wurde, war es relativ einfach, hier eigene Weiterentwicklungen zu implementieren – darunter die schon erwähnte deutsche Version Irrgarten.

Welche Version es genau war, die mit meinem C64 in mein Leben trat, kann ich gar nicht mehr so genau sagen – relativ sicher bin ich mir hingegen, dass ich im Laufe der Zeit mehrere davon gespielt habe. Ziemlich sicher war meine erste eine mit braunem Hintergrund, jene mit einem blauen kannte ich erst später. Ob ich jemals Intro oder Highscore gesehen habe? Keine Ahnung. Das war mir auch nicht wichtig. Wichtig war mir hingegen, wie viel Spaß ich damit hatte, Irrgärten zu durchlaufen. Von relativ klein bis bald bildschirmfüllend groß generierte ich mir meine Puzzlewege und fand schon bald großen Stolz darin, ohne auf die Karte zu blicken zum Ausgang zu gelangen (was zugegebenermaßen nicht besonders schwer ist, wenn man mal weiß, dass es zwar nicht der kürzeste Weg sein muss, aber man trotzdem immer zum Ausgang kommt, wenn man einfach jedes Mal nach rechts abbiegt). Das hinderte mich aber nicht daran, es wieder und wieder zu starten – und sei es nur für einen Anlauf oder zwei. Ein Dauergast in meinem Floppy-Laufwerk war geboren.

Damit bin ich aber tatsächlich schon wieder am Ende angekommen – was gäbe es denn noch über das Spiel zu sagen? Deshalb kommen wir schon zur abschließenden Frage: Warum vermisse ich Labyrinth? Trotz seiner Einfachheit stelle ich jetzt, fast 40 Jahre nach dem Erstkontakt mit dem Spiel, fest, wie sehr es mich geprägt hat. Bis heute liebe ich Labyrinthe. Mehr noch: Bis heute beschäftige ich mich gerne mit Algorithmen, die automatisch Irrgärten erzeugen (auch wenn meine Versuche, hier eigene zu entwickeln, immer kläglich scheitern). Und bis heute gehören gut gemachte Labyrinthe zu meinen Lieblingspuzzles – von The 7th Guest bis hin zu Professor Layton (und nein, Labyrinthe wie in Zak McKracken sind nicht gemeint …). Das Fazit wäre also: Auch wenn ich Labyrinth seit meinen C64-Zeiten nicht mehr gespielt habe (selbst in der Emulation habe ich mich hier noch nicht „drübergewagt“), wirkt es also bis heute nach. Und das ist Grund genug, dieses Spiel bis heute zu vermissen.

Retro-Gaming: Spiele, die ich vermisse… (Artikel + Specials)

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