PDP-11/34A - Restaurierung Teil 4

Die CPU, das unergründliche Wesen beschäftigt uns gerade bei unserem Projekt zur Restaurierung einer PDP-11/34A und deren Wiederbelebung. Nachdem alle sonstigen Komponenten die Tests bestanden haben hing es nun an den beiden Steckkarten der KD11-EA CPU ob unsere Operation ein Erfolg werden würde. Und hier kommt der Glücksfaktor wieder zum Tragen!

Das Gehäuse wird wieder zusammengebaut.

Den Abschluss unserer letzten Folge bildete der erste Test der beiden Module M8265 und M8266, ihres Zeichens die beiden Bestandteile der KD11-EA CPU der PDP-11/34A. Diese beiden Vollformat Einschubkarten für die KD11-P Backplane standen als letzte Prüfung für den erfolgreichen erste Neustart der PDP nach einem langen Dornröschenschlaf. Leider wurde die Erweckung durch einen Mangel an Zusammenarbeit der CPU mit unserer Konsole getrübt, denn ein BUS Error und nicht lesbare CPU Register führten schnell zu einem Abbruch des Versuchs.

Auch das nochmalige Studieren der PDP-11/34 Restaurierungsvideos von Jerry Walker hat mich da leider auf keinen grünen Zweig gebracht. Um die Zeit ein wenig zu überbrücken habe ich begonnen das Gehäuse und die Backplanes usw. wieder zusammen zu bauen da der Versuchsaufbau doch recht wackelig war und besonders die beiden CPU Karten doch einiges Gewicht auf die Waage bringen. Der Wiedereinbau ins Gehäuse hilft da schon sehr das Ganze stabil zu halten und auch die Backplanes zu schonen. Denn die vielen Pins und Wire Wrap Verbindungen an der Unterseite möge allzu große Belastungen gar nicht.

Die beiden Backplanes unserer PDP-11/34A. Links die DD11-P für die CPU und rechts die DD11-PK

Nun kamen Glück und Zufall zu Hilfe denn beim Durchstöbern von eBay auf der Suche nach Ersatzteilen die auch Leistbar für das KCM sind stieß ich auf ein Angebot für eine DD11-P Backplane aus Kroatien sowie einer BUS Terminator Karte. Auf meine Anfrage ob es möglich wäre mir mit dem Preis für die Teile entgegen zu kommen war meine Überraschung groß als der Verkäufer gobac75 mir vorschlug die Teile dem Museum gratis zu spenden, ich bräuchte lediglich die Portokosten zu übernehmen. Das Angebot nahm ich natürlich dankend an und nach ein paar Wochen war auch das Paket da und enthielt neben der besagten DD11-P Backplane auch zwei M9302 Terminatoren. Vielen Dank an den Spender!

So konnte ich nun zumindest testen ob vielleicht diese Teile bei unserer PDP ein Problem hatten, was wie sich herausstellte nicht der Fall war. Die PDP verhielt sich mit beiden Backplanes und den verschiedenen Terminatoren identisch. Aber dadurch konnten zumindest diese Fehlerquellen ausgeschlossen werden, also etwas Glück im Unglück. Wieder begann das Grübeln und überlegen wie dem CPU Problem Herr zu werden war. Denn selbst an der CPU Fehler zu suchen, dafür reicht meine Erfahrung nicht. Schon wurden Pläne für einen Ausflug nach Berling gemacht um dort Hilfe zu suchen doch auch diesmal kam mir das Glück in Form von meinem Freund Günter Honisch zu Hilfe. Der früher als Field Technician für Digital (DEC) tätige Retter in der Not hatte zu Hause in seinem Fundus gegraben und sich auf den Weiten Weg zu uns ins Museum gemacht um mir persönlich einen Satz KD11-E CPU Karten (M7266 und M7265) sowie eine M8265 Datapath Modul Karte der KD11-EA CPU vorbei zu bringen.

Die PDP-11/34A mit dem neuen M8265 Modul in Slot 2 (von unten zu zählen)

Was für eine tolle Überraschung! Am nächsten Tag begann ich nun mit dem neuerlichen Vorbereiten für die Tests. Die Backplanes wurden angeschlossen und die Stromversorgung hergestellt. Alle nötigen Teile wurden nach dem Test der richtigen Spannungen in die entsprechenden Slots gesteckt bis auf die beiden CPU Karten. Dann wurde zuerst die Funktion der verbauten Teile nochmals getestet.

Funktioniert die Konsole und kann damit das RAM getestet werden? Kann der Speicher gelesen und geschrieben werden? Funktioniert die Serielle Terminal Karte und können Zeichen gesendet und empfangen werden? Nachdem diese Test erfolgreich abgeschlossen wurden war es Zeit die beiden CPU Karten einzusetzen. Die Spannung war riesig als dann der Schalter umgelegt wurde und was für eine Erleichterung, denn bis auf eine Meldung 000340 auf der Anzeige der Konsole blieb sonst alles still. Hervorragend!

Als nächstes wurden die üblichen Tests mit Speicher, Serielle Übertragung usw. erneut durchgeführt. Auch hier alles OK. Auch die Register der CPU ab 777700 konnten geschrieben und gelesen werden. Alles sah gut aus! Nun kam der erste entscheidende Test: Die Adresse 165020 auswählen und ausführen. An dieser befindet sich die sogenannte Terminal Emulation mit der über das serielle Operator Terminal auf die PDP zugegriffen werden kann. Die Freude war groß als nach einem Druck auf CNTRL und START auf dem Bildschirm des Terminals das erhoffte "@" Symbol erschien und die PDP auf Eingaben wartete.

IT'S ALIVE!

Links die Ausgabe auf der Operators Konsole, rechts das UniBone

Dieser Erfolg war ein extremer Meilenstein auf dem Weg zur funktionierenden PDP. Denn um die Konsole starten zu können musste die CPU zuvor einige Tests über sich ergehen lassen und erfolgreich abschließen. Die darauffolgenden Test der Console Emulation wurden ebenso erfolgreich durchgeführt und bereiteten den Weg für den letzten entscheidenden Schritt. Das Booten eines Betriebssystems auf der PDP-11/34A nach mehr als zwanzig Jahren.

Das UniBone wurde erneut eingebaut und die PDP gestartet. Als nächstes wurde das Echtzeitbetriebssystem RT11 als virtuelles Laufwerk über das UniBone gemountet und der CPU zur Verfügung gestellt. Der Bootloader steht unter Adresse 010000 bereit geladen zu werden. Also die Adresse eingetippt und mit einem Druck auf LAD geladen. Dann die beiden tasten CNTRL und START drücken und gebannt auf das Terminalfenster gestarrt. Nach wenigen Sekunden dann der erleichterte Jubel, das Betriebssystem war erfolgreich geladen und gestartet worden.

Zum Test wurde das Inhaltsverzeichnis mit dem Befehl "DIR" ausgelesen was ebenfalls erfolgreich durchgeführt wurde. Was für eine Riesen Erleichterung. Nun kann es daran gehen die PDP wieder zusammen zu bauen und dann als nächstes die beiden RL01 Laufwerk und den Schrank zu revitalisieren.

Fortsetzung folgt...

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