Kolumne: Warum Nintendo so viel Geld spart

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Im Vergleich zu den riesigen Technologiekonzernen der Welt mag Nintendo oft wie ein relativ kleines Unternehmen wirken. Das ist es in vielen Belangen auch. Alleine die Liste der Geschäftsfelder anderer ist viel länger als die wenigen Geschäftsfelder Nintendos, das sich hauptsächlich auf Videospiele konzentriert. Aber es gibt auch Kennzahlen, die Nintendo plötzlich sehr groß erscheinen lassen, oder es sogar wertvoller als Sony machen. Eine dieser Kennzahlen sind die Geldreserven. Umgangssprachlich: Die Kriegskasse.

Warum überhaupt Geld sparen?

Ein Unternehmen braucht Geld. Ohne Geld kann es nicht investieren und ist kaum handlungsfähig. Wie kommt ein Unternehmen an Geld? Mit Krediten zum Beispiel. Kredite haben aber die unangenehme Eigenschaft, dass sie irgendwann zurückgezahlt werden müssen, Zinsen inklusive. Der Verkauf von Aktien spült ebenfalls "frisches" (neues) Geld ins Unternehmen. Aber natürlich sollte die Unternehmung an sich auch Geld ins Unternehmen spülen. Wenn Erlöse höher als Kosten sind, bedeutet das Gewinn. Der Gewinn wird dann entweder investiert, am Ende des Geschäftsjahres als Dividende an die Aktionäre ausgegeben oder eben gespart. Investieren müssen Unternehmen immer. Über eine Dividende erfreuen sich die Aktionäre. Aber warum sparen?

Privatleute sparen für “regnerische Tage” oder Notfälle. Das tun Unternehmen auch. Gerade für das volatile Videospielgeschäft sind Geldreserven wichtig, um schnell auf die Veränderungen des Marktes mit eigenem Geld reagieren zu können, ohne teure Kredite aufnehmen zu müssen. Überdies könnte es jederzeit zu einer Katastrophe (Naturkatastrophe, explodierende Akkus…) kommen. Für so eine Notsituation sollte eigenes, schuldenfreies Geld zur Verfügung stehen. Aber trotzdem, so richtig sinnvoll klingt Geld sparen nicht. Was bringt ein Tresor voller Geld, wenn man das Geld nicht verwendet? Gerade bei dem heutigen Leitzins, der sehr niedrig ist und sparen daher eigentlich unattraktiv macht? Manche Experten würden die hohen Geldreserven sogar kritisieren, da sie Ausdruck einer zu konservativen Geschäftsführung sind, die verfügbaren Vermögenswerte nicht optimal ausnutzen und damit nicht in die Strategie eines modernen Unternehmens passen.

946 Milliarden Yen

Nintendos Kriegskasse misst 946 Milliarden Yen (~8,5 Milliarden US-Dollar). Stand: November 2017

Damit ist Nintendo Platz 1 auf der Liste der japanischen Unternehmen mit den größten schuldenfreien Geldreserven. Besonders interessant ist daher die Null am Ende, denn die Kriegskasse ist damit schuldenfrei. Sprich: Nintendo kann dieses Geld zu 100 Prozent verwenden, kein anderes Unternehmen ist da irgendwie mit involviert. Das ist gut, die Summe ist aber erstaunlich hoch für ein Unternehmen wie Nintendo, dessen Kriegskasse größer als die Sonys (Platz 4) und des Automobilhersteller Subarus (Platz 3) ist. Der Grund hierfür ist der ehemalige Präsident Yamauchi. Der sehr konservative Geschäftsmann bestand auf hohe Geldreserven, um Nintendo im Falle einer Katastrophe oder eines Flops retten zu können. Bevor sich das Unternehmen auf Videospiele konzentrierte, agierte Nintendo auch auf anderen Geschäftsfeldern, wie dem Hotel- oder dem Taximarkt. All das floppte und zwang Nintendo zum Umdenken. Yamauchi entschlackte Nintendo auf das Wesentliche und sparte Geld. Iwata folgte dieser Richtlinie, Kimishima scheint ihm das gleich zu tun. So sparte Nintendo während des Wii-Booms für schlechte Zeiten und konnte sich auch während des Wii U-Flops auf die eigenen Geldreserven verlassen.

Was man damit alles machen könnte…

Man kann sich ja Gedanken darüber machen, wie Nintendo dieses Geld verwenden könnte. Wie wäre es mit dem Aufkaufen von wertvollen Lizenzen, dem Absichern von kostspieligen Exklusivdeals oder gleich den Aufkauf eines oder mehrerer Publisher? Capcom als exklusiver Entwickler für Nintendo? Das wäre alles möglich mit diesem großen Batzen Geld. So sehr sich das manche Fans auch wünschen mögen, wahrscheinlich wird Nintendo sich gegen solche riskanten Investitionen entscheiden, auch wenn diese dank der hohen Geldreserven einfach finanziert wären. Nintendo verlässt sich lieber auf enge Kooperationen mit anderen Unternehmen, ohne sie gleich aufzukaufen.

Für irgendwas sollte Nintendo das Geld aber ausgeben, was sie auch tun. Der von Iwata versprochene Einstieg in den Gesundheitsmarkt ist offiziell immer noch geplant und die Kooperation mit Universal Studios für einen Nintendo-Freizeitpark kostet auch Geld. Und wer weiß, mit dem Erfolg der Nintendo Switch, der die Geldreserven weiter anwachsen lassen dürfte, könnte Nintendo vielleicht etwas risikofreudiger werden und in neue, innovative Projekte investieren. So konservativ Nintendo in manchen Dingen nämlich auch sein mag, vor Innovationen scheut sich das Unternehmen nicht. Im Guten (Wii, Switch), sowie im Schlechten (Wii U, Virtual Boy).

Die hohen Geldreserven Nintendos prüfen zwei Dinge

Tech-"Experten", die vor einigen Jahren Nintendo dazu aufriefen, ihr Hardwaregeschäft aufzugeben und ihre Spiele nur noch fürs iPhone anzubieten, haben keine Ahnung.

Und so klein Nintendo auch wirken mag, in manchen Belangen können sie mit den großen Unternehmen mithalten. Na gut, vielleicht nicht mit den ganz großen. Apple zum Beispiel hält Geldreserven von unglaublichen 260 Milliarden US-Dollar. Das liegt aber auch an den Steuern. Denn der Großteil der Geldreserven hat Apple außerhalb der USA geparkt, wo sie nicht versteuert werden müssen.

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So lange ist das ja noch gar nicht her. Das war noch zu lesen bis klar wurde, dass die Switch ein Erfolg ist.

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