Ich glaub ich hab ein Deja Vu

Chicago in den 1940er. Ein heruntergekommener Privatdetektiv erwacht ohne Erinnerung auf der Toilette einer noch heruntergekommeneren Bar. Jetzt stelle man sich das Ganze in schwarz-weiß und Saxofonmusik vor und schon hat man einen klassischen Film Noir.

Die klassische Eingabemethode für Adventures war von jeher die Tastatur. Man denke nur an Perlen wie Zork oder The Guild of Thieves. Im Zuge der Einführung von Computersystemen die eine Maus zur Bedienung mitbrachten, wie etwa dem Macintosh, Atari ST oder Amiga, wurde dieses System jedoch immer mehr zu Gunsten von Point and Click Steuerrungen abgelöst.

So dachte auch das Entwicklerstudio ICOM Simulations, Inc. und fasste den Plan von nun an voll auf dieses neue Eingabegerät zu setzen. Dazu entwickelte ICOM die Spieleengine MacVenture. Déjà Vu: A Nightmare Comes True war das Erste von insgesamt vier auf dieser Engine entwickelten Spielen.

Die erste Version für den Macintosh erschien 1985 mit sehr passender Schwarz-Weiß-Grafik auf zwei 3,5"-Disketten, single-sided mit jeweils nur 400 kB Speicherkapazität. Um die nötige Systemsoftware und alle relevanten Spielerdaten darauf unterzubringen, war es notwendig einigen Aufwand in die Bildkompression zu stecken. Spätere Portierungen für Amiga oder Atari ST erhielten eine überarbeitete farbige Grafik und Sound.

Im Jahr 1988 kam das Spiel auf Cartridge heraus, unter dem Titel Déjà Vu für das Nintendo Entertainment System und für Famicom. 1999 wurde es auf einer gemeinsamen Cartridge mit seinem Nachfolger als Déjà Vu I & II: The Casebooks of Ace Harding für den Game Boy Color veröffentlicht.

Déjà Vu: A Nightmare Comes True und vor allem die Maussteuerung inspirierte zahlreiche weitere Spieleentwickler vergleichbare Point-and-Click-Engines zu entwickeln. Vor allem die kalifornische Firma Lucasfilm Games mit ihrem Script Creation Utility for Maniac Mansion und dem darauf 1987 entwickelten Adventure Maniac Mansion, mit der sich das später in LucasArts umbenannte Unternehmen zu einem der Marktführer des Genre der Point-and-Click-Adventures entwickelte.

Déjà Vu: A Nightmare Comes True bekam ausgezeichnete Bewertungen und wurde zum Beispiel von der ASM als „hervorragendes Beispiel für die Anwendung von Windowtechnik“ bezeichnet und Grafik sowie Atmosphäre des Spiels gelobt. Nicht verwechseln darf man Déjà Vu: A Nightmare Comes True mit dem von Axis Komputerkunst programmierten Spiel Deja Vu - Eine Phantastische Geschichte welches ein klassischen Textadventure für den Atari 400/800 und den Commodore 64 ist.

Wer auch heute nch in den Genuss des Spiels kommen will kann sich auf Steam eine 2015 veröffentlichte Version des Spiels, die die Originalgrafiken enthält, aber auf moderner Hardware lauffähig ist holen. Diese Version wurde von der Firma Zojoi, die 2012 von ehemaligen ICOM-Angestellten gegründet worden war, bereitgestellt.

Originalpost unter https://kautzner-computer-museum.at/2022/01/14/ich-glaub-ich-hab-ein-deja-vu/

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