Keine Frage, nur ein herzliches „Danke“ für den Thread. Ich hab selbst erlebt, wie in einem die Fragezeichen aufsteigen und die eigene Offenheit herausgefordert wird, wenn im engen Umfeld jemand erklärt, seine bisherige Geschlechtsidentität zurückzulassen (eine der besten Freundinnen meiner Frau outete sich als männlich fühlend und ging den Weg zum trans Mann). Der Weg war für uns steinig - nicht, weil wir ihn auf seinem Weg nicht unterstützen wollten, sondern weil dann sofort die Angst vor Fettnäpfchen aufkam, in die man treten könnte, Fragen da waren, und, und, und. Und irgendwie sind wir da allein bzw. mit unserem Freundeskreis gemeinsam durchgetappt. Und wir wussten: Wenn es für uns schon schwierig ist, ist es für ihn noch um vieles schwieriger. Ich hab das bewundert, wie er das durchgezogen hat.
Mittlerweile ist es für uns völlig normal, dass „er“ „er“ ist (es hat geholfen, dass sich der Spitzname, bei dem wir ihn rufen, gar nicht verändert hat), meine Frau war sein Trauzeuge bei seiner Hochzeit mit einem tollen Mann (also auch hier: „steht auf Männer“ hat sich nicht geändert). Auch meine Tochter weiß mittlerweile Bescheid (sie kannte ihn eigentlich nur in seiner männlichen Identität) und das war überhaupt kein Problem für sie. Klar, Versprecher und passieren, aber … es ist okay. Alle kommen damit gut zurecht. Zum Glück.
Ich habe damals für mich mitgenommen: Ich muss es nicht verstehen - im Sinne davon, dass ich nicht verstehen muss, warum sich jemand einem anderen Geschlecht zugehörig fühlt; das kann ich nicht. Aber ich kann diesen Menschen unterstützen und dafür schätzen, wer er ist. Das ändert sich nicht, nur weil er nun ein Mann ist. Wobei, das stimmt nicht ganz: Wir haben mitbekommen, wie viel glücklicher und er selbst geworden ist. Insofern ist er heute schon ein anderer Mensch. Aber die Werte, die er hatte, die Persönlichkeit, das, was wir an ihm schätzen - das ist gleich geblieben. Und das ist das, was zählt.
Geholfen hat uns die Offenheit, alle Fragen diskutieren zu können - und die Offenheit, Fehler machen zu dürfen. Insofern eben „Danke“ für diesen Thread. Es gibt viel zu viele Vorurteile - aber ich glaube, viele könnte man ausschalten, wenn man sich ernsthaft mit dem Menschen dahinter auseinandersetzt.