Die 80er Jahre -- Nostalgische Verklärung vs. wie's wirklich war

Als einer, der in den 80ern geboren wurde, habe ich zwar noch ein paar Erinnerungen an die Zeit, bin doch eher ein Kind der 90er. Musikalisch taugt mir das Jahrzehnt natürlich sehr, ein paar großartige Filme fallen auch in das Jahrzehnt;

ich weiß aber auch, dass ein paar alte Hunde hier im Forum sind, welche die 80er noch intensiver erlebt haben, als ich, der damals ein Kleinkind war. Was könnt ihr von der Zeit berichten?

Ps: ich nehme in der Unterhaltung idR „die 80er waren super“-Rolle ein.

Bin 1980 geboren… und da war bei mir vieles noch eher End-70iger-Style :wink: also Musik, Kleidung (von meinem 7 Jahre älteren Bruder), Hauseinrichtung meiner Eltern/Grosseltern, Spielzeug… finde die 70iger und 80iger einfach super. Die 90iger mag ich komischerweise nicht wirklich. Modisch fand ich die ganz schrecklich. Viele Musikstücke der 90iger gehen mir auch gewaltig auf die Nerven. Kann ich nicht mehr hören.

Ich bin wohl einer dieser alten Hunde. Ich bin Anfang der 70 Jahre geboren und habe meine ganze Jugend in den 80igern verbracht.

Ja sie waren ziemlich gut. Eigentlich fing alles dort an was wir heute als Popkultur verstehen, zumindest nahm es da erst richtig Fahrt auf. Das private Fernsehen startet in Deutschland und wir konnten Nachmittags oder am frühen Abend Serien wie Knight Rider oder Street Hawk sehen. Abend ging es dann mit Dallas oder Denver-Clan weiter. Ich weiß heute noch an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit auf welchem Sender diese zwei großen Serien liefen. Das Wochenende startete mit Cartoons am Morgen auf den privaten Fernsehsendern. Die ersten Musik-Videos gingen an den Start und passend zur Jahreszeit, Last Christmas hörten wir tatsächlich als erste Generation. Die coolen Jungs kamen mit den neusten Platten in die Schule die dann getauscht worden, damit man sie zuhause auf Kassette aufnehmen konnte. Die großen Popstars ( Madonna, Prince, Michael Jackson) hatten dort ihren Anfang und die hörten wir ständig auf unseren Walkmans.

Wenn wirklich gar nichts im Fernsehen lief, schalteten wir den C64 an und spielten Spiele wie Decathlon oder Rambo.

Aber ich möchte auch nicht verschweigen, dass wir auch das Gefühl hatten, die Erde geht den Bach runter und wird nicht mehr lange lebenswert sein. Wir gingen davon aus, dass die wir eigentlich ständig am Rande eines Atomkrieges stehen und in den Nachrichten war dann noch immer die Rede vom Sauren Regen und dem Ozonloch. Dann gab es im Jahre 86 noch die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl nach der man eigentlich kein Obst oder Gemüse mehr essen konnte.

Vielleicht war dies Alles auch der Grund das der Eskapismus, wie ganz oben beschrieben, in diesem Jahrzehnt eigentlich so richtig perfektioniert wurde.

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Auch ich kann mich gut an die 80er erinnern, bin auch Anfang der 70er Jahre geboren.

Es gibt so viel ikonisches in den 80ern, dass es schwer fällt das Alles zu beschreiben.

Prinzipiell muss man mal sagen, die Welt war eine Andere.

  • Der kalte Krieg war immer irgendwie spürbar - im Kino (Rocky 4 usw.), Ronald Reagan, Breschnew, die „guten“ Amis, die bösen Russen, Atomraketen, Tschernobyl
  • Der eiserne Vorhang war noch Realität - man konnte nicht einfach so in den Osten fahren. Österreich war von kommunistischen Ländern umgeben.
  • Westdeutschland war der übermächtige, große Bruder
  • Großbritannien war ein düsteres Land, hart regiert von Margaret Thatcher
  • Und die USA waren gefühlt, für ein Kind, das tollste Land der Welt. Von dort kamen die coolsten Spielsachen, Sportarten, Filme, Fernsehen, MTV, Kleidung, und sie hatten alles früher als wir. Es dauerte manchmal Monate oder Jahre bis ein Trend bis nach Europa kam - heute unvorstellbar.

Was mir stark in Erinnerung blieb waren die ersten Skateboards, BMX-Räder, Frisbees, der Walkman, die Ö3-Hitparade (Ö3 war damals richtig super, nicht wie jetzt!) inkl. Kassetten aufnehmen, die Großen 10 im Fernsehen (Udo Huber!).
Neue Filme musste man im Kino sehen, ins Fernsehen kamen sie erst oft mehr wie 5 Jahre später! Filme wollten auch nur Unterhalten, auch die Action-Kracher - selten wurde man enttäuscht.

Und dann das für mich Größte - die Computer. VC20, C64, Amiga und die ganzen anderen (Spectrum, Schneider CPC, MSX) Computer waren Wundermaschinen. Wenn ein neues Modell auf den Markt kam war es immer ein Quantensprung (nicht wie heute wo eine neue Grafikkarte 10% schneller ist, yeah) . Ich kann mich erinnern wie wir vor der Auslage eines Elektronikladens standen und stundenlang dem Bouncing Ball vom Amiga zugesehen haben und und als C64 Kids nicht verstanden haben wie das gehen kann. Die Musik beim ersten Amiga-Flipper war auch der Kracher, Samples in Stereo!

Wir haben natürlich hauptsächlich gespielt, Floppy-Disks getauscht, viel Spaß gehabt und ein wenig gelernt wie die Dinger funktionieren. Daran das die Dinger eines Tages Arbeitsgeräte sind und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken sind hat keine Rolle gespielt.

Und um den langen Text abzuschließen möchte ich mich an noch etwas erinnern - Spielautomaten. Man wußte wo welcher Automat aufgestellt war. Im Eingang vom Schönbrunn Kino stand ein Phönix, in einem Gasthaus in der Nähe ein Space Invaders Klon (Galaxian?), beim Burger King auf der Mariahilfer Straße ein 1942 im Tisch, usw.
Wenn man kein Geld hatte, hat man einfach anderen Kids beim Spielen zugesehen, natürlich nicht ohne vorher zu Fragen!
Das Highlight war immer ein Besuch im Prater in den Spielhallen, wo es meist die neuesten Automaten gab - Outrun, Afterburner, usw. - ein Wahnsinn. Nie hatte man genug Geld dabei.

Die 80er waren ein schräges Jahrzehnt in dem vieles neu Erfunden wurde. Die Besten Erinnerung von allen ist aber die Freiheit, die man damals als Kind/Teenager hatte! In den Sommerferien wußten meine Eltern oft den ganzen Tag nicht, wo ich mich herumtrieb. In der Früh frühstücken, aufs BMX zu den Kumpels und den ganzen Tag draußen unterwegs. Außer natürlich es war Zeit für Decathlon, Summer Games, Winter Games, … :wink:

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