Ich war jetzt ein paar Tage beruflich in Berlin. Zum zweiten Mal. Letztes Jahr war ich ein paar Tage im Juni dort. Und jetzt eben im November. Und ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich meine Erfahrungen waren.
Bei meinem ersten Besuch letztes Jahr, habe ich zwar Covid mit heim gebracht (das mich bis dahin verschont hatte), aber Berlin habe ich als extrem freundlich, übersichtlich, sicher und hip erlebt. Und dieses Mal hatte ich den Eindruck, ein Großteil der Leute hat ein erhöhtes Aggressionslevel oder psychische Belastungen, die Obdachlosigkeit war sehr sichtbar, und es war generell alles ziemlich dreckig und heruntergekommen. Sogar im Hotel und in Museen habe ich Schimmel mitbekommen. Bus fahren war ein Albtraum! Wobei es anscheinend besonders an der einen Buslinie lag, weil in den anderen ging es gesitteter zu.
Ich meine mich zu erinnern, dass in einer Gameminds-Folge mal drüber gesprochen wurde, wie runtergekommen Berlin ist, und ich das damals nicht so nachvollziehen konnte. Jetzt kann ich es.
Hatte aber auch diesmal sehr positive und auch lustige Erlebnisse. Gleich am ersten Tag habe ich mehrere Leute damit irritiert, dass ich Deutsch spreche, aber keine Deutsche bin. Im Supermarkt hat mich der Typ an der Kassa, noch bevor ich was gesagt habe, auf Englisch angesprochen, weil er fand, ich sehe so englischsprachig aus. Also irgendwas an mir hat wohl „Touristin“ geschrien.
Und ich habe immer wirklich gut gegessen! Auch wenn ich beim ersten Restaurant miterleben musste, wie zuerst eine Frau rausgeschickt wurde, die um Essen gebettelt hat, und sie den nervlich sehr labilen Typen, der ohne etwas zu bestellen dort saß und zwischendurch geweint hat, später (als ich schon beim Bus auf der anderen Straßenseite stand) an Händen und Füßen aus dem Lokal rausgetragen haben.
Ich habe außerdem mehrere Väter gesehen, die alleine mit ihren Kindern unterwegs waren und sehr liebevoll mit ihnen und den anderen Menschen um sich rum umgegangen sind.
Auch mega gastfreundlich und zuvorkommend waren die Leute von der Österreichischen Botschaft, die ich besuchen durfte. Tipp: Dort gibt es regelmäßig Ausstellungen von in Berlin lebenden österreichischen Künstler*innen. Die kann man sich mit Voranmeldung ansehen. Wissen aber nicht viele.
Und mit seinen Museen und Buchhandlungen kann mich Berlin ohnehin sehr gut unterhalten.
Berlin mal so und mal so wahrzunehmen, geht selbst Einheimischen nicht anders. Schade, dass es dir diesmal nicht so gut gefallen hat. Anders als typische Großstädte ist ja schon einmal das Besondere, dass Berlin nicht die eine Innenstadt hat. Sondern viele. 434 Kieze, 96 Stadtteile, 23 Bezirke (die nur verwaltungsmäßig auf 12 reduziert wurden). Und alle stehen für was anderes. Nur mal mein persönliches Beispiel: Rathaus-Kiez im Stadtteil Schmargendorf im Bezirk Wilmersdorf (Verwaltungsbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf). Genau zwischen Grunewald und Kurfürstendamm. Grün und urban gleichzeitig. Touristen kommen hier so gut wie nie vorbei. Dabei ist es totale City West. Nur ohne Hektik und Stress der touristischen Hotspots.
45% des Stadtgebietes Berlins sind übrigens Grünflächen und Wasser. Man darf die Gesamtgröße der Stadt nicht unterschätzen. Mehr als doppelt so viel Fläche wie Wien. Zu Schulzeiten bin ich eine halbe Stunde mit dem Bus gefahren. Und war immer noch im gleichen Bezirk.
Ich behaupte immer, in Berlin kannst Du in der schönsten Stadt Europas wohnen. Und in der hässlichsten. In der leisesten und lautesten. Kommt immer drauf an.
Ich war bisher stets im Sommer in Wien. Wie ein hübsches Geschwisterchen Berlins. Hat mir als Tourist immer gut gefallen.
Ich lebe in Berlin - die Stadt ist wie du beschrieben hast dreckig, dunkel, gefühlt 9 Monate regnet es und es sind viele verhaltensauffällige Menschen unterwegs.
Zum feiern sicher toll, gastronomisch ist die Stadt super, aber ansonsten nicht langfristig (Familiengründung / Kinder) aus meiner Sicht zu empfehlen.
Als Wienerin habe ich, in Bezug auf die Menschen, Berlin beide Male so wahrgenommen, dass es einfach von allem mehr gibt. Mehr schöne, mehr hässliche, mehr nette, mehr ungute, mehr Hautfarben, mehr Stile, etc. Also man hat das Gefühl, es gibt mehr von … und dann fällt einem auf, ja eigentlich von eh allem. Aber die Mischung an sich ist vermutlich eh recht ähnlich.
Dass man mit einer U-Bahn schon mal 20 Minuten unterwegs ist, ist für mich tatsächlich gewöhnungsbedürftig. Aber die Verbindungen hab ich als sehr gut und übersichtlich empfunden.
Nur der Bus M29 war wegen der Leute darin die Hölle für mich.
Ich muss sagen, eines meiner Highlights in Deutschland generell sind ja immer ältere Damen, die an diversen Schaltern sitzen (Ticketverkauf & Co) und mit ordentlichem Dialekt mütterlich mit mir plaudern. Die wirken wie aus dem Fernsehen für mich.
Leider bin ich diesmal nicht dazugekommen, viel vom Grün zu genießen. Das mache ich sonst nämlich eh sehr gerne, wenn ich wohin reise.
Das darfst meiner Frau nicht sagen, die liebt Berlin.
Wir sind ja nahezu jährlich in Berlin, dieses Jahr erstmals mit dem Auto (sehr angenehm). In den Gegenden, in denen wir unterwegs sind, Friedrichshain und Umgebung, sind die Leute sehr offen, hatten kaum Stress, im Gegenteil. Und kulinarisch ein Wahnsinn, vor allem wenn man kein Fleisch isst, da ist man in Wien halt noch ein wenig hinten nach.
Und ja, Berlin hat auch seine grindigen Seiten, aber die hast überall und mehr Menschen heißt halt auch in der Regel mehr Armut. Seit Indien schockiert mich nur noch wenig dahingehend, und als jemand der in der Nähe U6 Gumpendorfer und dem 57A wohnt ebenso.
Aber leben würd ich am liebsten weder in Berlin noch Wien, ich würd am liebsten aufs Land, aber da bin ich in der Family leider der einzige, macht nix.
Und dieses Mal hatte ich den Eindruck, ein Großteil der Leute hat ein erhöhtes Aggressionslevel oder psychische Belastungen, die Obdachlosigkeit war sehr sichtbar, und es war generell alles ziemlich dreckig und heruntergekommen. Sogar im Hotel und in Museen habe ich Schimmel mitbekommen. 
Bus fahren war ein Albtraum! Wobei es anscheinend besonders an der einen Buslinie lag, weil in den anderen ging es gesitteter zu.
Also irgendwas an mir hat wohl „Touristin“ geschrien.
Schade, dass es dir diesmal nicht so gut gefallen hat. Anders als typische Großstädte ist ja schon einmal das Besondere, dass Berlin nicht die eine Innenstadt hat. Sondern viele. 434 Kieze, 96 Stadtteile, 23 Bezirke (die nur verwaltungsmäßig auf 12 reduziert wurden). Und alle stehen für was anderes. Nur mal mein persönliches Beispiel: Rathaus-Kiez im Stadtteil Schmargendorf im Bezirk Wilmersdorf (Verwaltungsbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf). Genau zwischen Grunewald und Kurfürstendamm. Grün und urban gleichzeitig. Touristen kommen hier so gut wie nie vorbei. Dabei ist es totale City West. Nur ohne Hektik und Stress der touristischen Hotspots.
