Bericht: Amiga37: Willkommen beim größten Community-Treffen des 21. Jahrhundert

Am 15. und 16. Oktober 2022 war es nach drei Jahren Abstinenz endlich wieder so weit. Markus Tillmann und sein unglaubliches Team luden zur Amiga37 in Mönchengladbach im Wickrather Kunstwerk ein und alle kamen.

Das Kunstwerk in Wickrath Einige Besucher machten sich aus weiter Ferne extra nach Mönchengladbach auf. So kamen sie aus Island, Neuseeland oder Thailand, nur aus Liebe zum Amiga. Nachdem die Amiga34 in Neuss aus allen Nähten platzte und die Vorträge durch den Lärm an den Ständen teilweise kaum verstanden werden konnten, wurde mit dem Kunstwerk ein geräumiges, über zwei Etagen verfügendes Gebäude gefunden, in dem selbst die über 750 Besucher*innen am Samstag genügend Platz fanden. Durch die Aufteilung im unteren Bereich mit den Ständen und im oberen Bereich mit der Bühne für die Vortrage, gab es eine gute Trennung.

Ein Rundgang im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss gab es die ganzen Stände Rund um den Amiga. So waren wieder einige Anbieter von Hard- und Software vor Ort, die ihre Waren angeboten haben. Ausstellerfläche im Erdgeschoss So konnte man bei Alinea Computer unter anderem den neuen Amega32-Adapter zum schadlosen Nutzen des Mega Drive Pads (sowohl mit 3 oder 6 Buttons) am Amiga CD32 zum günstigen Messepreis erwerben. Amega32 am CD32 Direkt daneben bot der neue Verlag Look Behind You das Kartenspiel Amiga-Quartett und das erstmals in deutscher Sprache veröffentlichte Geheimnisse von Monkey Island Buch an. Druckfrisch auf der Amiga37 Das Buch kostet 24,90€ und ist auf lookbehindyou erhältlich

poly.play hatte neben einigen Amiga-Spielen wie Inviyya, The Queen’s Footsteps oder Hibernated 1 auch Protovision‘s Sam’s Journey, eins der besten C64 Jump’n’Runs dabei.

Grund war die fast fertige NES-Version des Spiels. So soll Sam’s Journey noch dieses Jahr vorbestellt werden können und die Auslieferung dann im Frühjahr 2023 erfolgen.

Es gibt endlich ein Veröffentlichungszeitraum Auch Richard Löwenstein war als Chefprogrammierer von spieleschreiber mit einem eigenen Stand dabei. Dort zeigte er eine neue Version des Reshoot R-Nachfolgers Reshoot Proxima 3, der erst einen Tag vorher fertig gestellt wurde. Allerdings hatte er, dank einem defekten Datenträger, noch an ein paar Bits und Bytes herumgeschraubt und fuhr ohne weitere Test mit dem neuem Build zur Convention. Zum Glück hat alles wunderbar funktioniert. Der vertikal Shoot’em Up für Amiga AGA-Systeme sieht nicht nur fantastisch aus, er dürfte auch mehr Gegner und Bullets gleichzeitig bieten, als auf einem Standard-Amiga jemals zuvor zusehen war. Auch ein Erscheinungsdatum ist nun fix und bekannt gegeben worden. Am 15.03.2022 soll es endlich so weit sein.

Andy Brenner wird wahrscheinlich nicht jeder kennen, doch er ist in letzter Zeit auch außerhalb der Amiga-Facebookgruppe sehr aktiv. So brachte er vor einem Jahr das Amiga Germany Fan’Zine auf den Markt, welches im November bereits in die fünfte Ausgabe geht. 2021 ein neues Amiga Magazin herauszubringen, muss man sich auch erst mal trauen. Die 52 Seiten sind abwechslungsreich und beinhalten neue Interviews, sowie Artikel zu neuen und alten Spielen und Hardware.

Ausgabe 03/2022 mit Ron Gilbert im Interview Ebenfalls brachte er ein MISTer-FPGA-System zum Ausprobieren mit, welche bei ihm auch komplett fertig konfiguriert zu erwerben sind. Ein Augenschmaus war der Amiga Tough Stick, quasi ein Arcadestick mit SANWA-Arcade-Teilen, bestehend aus Joystick und drei Buttons in einem schönen Holzgehäuse. Ein neuer Amiga Joystick mit SANWA-Arcade-Ausstattung Logical Byte zeigte das neue von Hashiwokakero inspiriertes Spiel Connect. Chips werden auf einer Platine platziert und es müssen genau mit der Nummer übereinstimmende Verbindungen zwischen ihnen hergestellt werden, wobei sich die Anschlüsse dabei nicht kreuzen dürfen. Das Logikspiel bietet einen Zweispieler-Modus und viele unterschiedliche Spielfelder für alle Amiga-Systeme und ist bei itch.io für 5,99 € erhältlich. Connection ein Hashiwokakero inspiriertes Spiel Bei 37 Jahren Amiga darf die Geschichte der Systeme nicht zu kurz kommen. So hatte das The HomeComputerMuseum einige geschichtsträchtige Amigas dabei.

Einer der Highlights war ein Amiga 2500 der NASA, welcher von 1992 bis 2005 für die Kommunikation mit Fahrzeugen und Satelliten eingesetzt wurde. So wurden über 150 Raketenstarts mit Hilfe von Amigas durchgeführt, unter anderem die Cassini Mission zum Saturn, beim Mars Orbiter, Mars Lander, Mars Odyssey, Mars Exploration Rover A und B, Mercury Messenger und beim Mars Reconnaissance Orbiter, sowie bei einer Vielzahl von kommerziellen, wissenschaftlichen und Wettersatelliten-Missionen.

links: ein offener Amiga 2000, rechts: Amiga 2500 der NASA Auch ein Amiga 4000, der als Videorecorder verwendet wurde, um die Spezialeffekte bei Filmen wie Titanic, True Lies oder Apollo 13 zu filmen. Der Amiga 4000 kontrollierte dabei die Kameras für die Spezialeffekte, wie die gefundenen Dateien auf dem System bewiesen. Amiga 4000 aus Hollywood Factor 5 hatte wieder ihr typisches Merchandise dabei. Neben Poster und Kunstdrucke konnten diesmal auch die Super Nintendo Versionen von Turrican von Strictly Limited Run erworben werden. Es scheint also Exemplare zu geben. Chris Hülsbeck verkaufte seine CDs und Vinyls und alle gaben wie immer reichlich Autogramme. Factor5-Stand mit Turrican Arcade Bartop BitBeamCannon zeigte eine neue Version des schon auf der Amiga34 gezeigten Beat'em Ups Metro Siege. So konnten die ersten Levels und gegen den ersten Bossgegner gespielt werden. Metro Siege ist immer noch in Entwicklung, sieht aber schon sehr gut für ein Amiga 500 Brawler aus.

Natürlich durften auch die drei größten Turbokartenhersteller für Amiga nicht fehlen. So zeigten CS-Lab ihre Warp-Karten für Amiga 500 / 1200/ 4000 und CDTV. Der Mangel an Original-Motorola Prozessoren, lässt die Entwicklung neuer Karten mittlerweile stark gefährden, so dass diese Boards zum Teil ohne Prozessoren ausgeliefert werden und eher für Besitzer*innen funktionierender Prozessoren gedacht sind. Die Karten besitzen ähnlich wie die Vampire-Karten eine eigene Grafik-CPU, die eine Bildausgabe bis zu Full HD bei 32 Bit-Farbtiefe und 16 Bit-Audio-Ausgabe erlauben. Hinzu kommt ein ARM-Co-Prozessor mit 480 MHz und 256 MB RAM.

Aktuelle Karten von CS-Lab Anders als die Beschleunigerkarten von CS-Lab kommen die Apollo Vampire Turbokarten komplett ohne Motorola-Prozessoren aus, da der Prozessor komplett in FPGA nicht nur nachgebaut, sondern auch deutlich beschleunigt wurde. Daher nennen sie ihre Prozessoren Motorola 68080, um den Geschwindigkeitsvorsprung zu verdeutlichen. Ebenso besitzen die Karten drei eigene Chips für Audio (Arne ersetzt Paula), Video (Isabel verbessert Lisa) und DMA (Anni erweitert Alice). Hinzu kommt ein vierter Chip namens Maggie, die eine vollständig unabhängige Textur-Mapping-Einheit ist, welche den Designprinzipien des ursprünglichen Amiga Blitter folgt. Das kleine Rote ist die Vampire-Erweiterungskarte Wer keinen Amiga mehr besitzt, für diejenigen gibt es einen Vampire V4 Minirechner, inklusive ApolloOS, welches auf den plattformübergreifenden Open-Source-Betriebssystem AROS aufgebaut wurde und eine vollständige und echte Neuimplementierung von AmigaOS darstellt. Es basiert auf den APIs von AmigaOS 3.1 und konnte ausgiebig getestet werden. Vampire 4 Minirechner Setup Wer seinen Amiga lieber „Oldschool“ belassen möchte, der war beim dritten im Bunde, Individual Computers (icomp), die nicht nur selbstgebaute Turbokarten ohne großen Schnick-Schnack, also reine Accelerator-Boards, anboten, sondern auch kleine Mini-Rechner, wie das Chameleon oder den C64 Reloaded MK2, genau richtig.

Es gab noch so viele weitere interessante Aussteller, so zeigte UNI-Joy den klassischen Joystick UNITHOR für klassische Systeme, als auch mit USB-Anschluss. Virtual Dimension zeigten ihr neues Amiga Spiel Danger Dennis und die von Lukas Remis über Kickstarter finanzierte Tank-Maus konnte erstmals ausprobiert werden.

Diese sah dem Original sehr ähnlich und fühlte sich auch ähnlich an, allerdings fehlte mir das typische Klicken der beiden Maustasten. Dafür hat es zwischen den Maustasten einen Touchsensor zum Scrollen.

Neue alte Hardware... Ebenso war Marvin Droogsma mit seinem Retro8BitShop anwesend, der neben alter Hard- und Software auch „neue“ Amiga 1200 und Amiga CD32—Systeme angeboten hat. ...zu halbwegs vernünftigen Preisen

Die Vorträge Tag 1

Durch die Vorträge hat, wie bei der Amiga34, das Retrokompott-Team sehr gut geleitet. Da Retrokompott alle Vorträge aufgezeichnet und mittlerweile als Podcast auf ihrer Webseite zur Verfügung gestellt hat, können die einzelnen Panels dort problemlos nachgehört werden. Zusätzlich gibt es noch weitere Interviews und Musik von Chris Hülsbeck auf die Ohren.

Als erstes traten zwei Programmierer von Psygnosis, Mike Clarke und Tim Wright, die unter anderem Lemmings entwickelten, auf die Bühne. Großes Thema war die Entwicklung von Musik auf dem Amiga. Dabei kam heraus das Tim Wright die Musik von einem nicht erschienenen Amiga-Spiel „Magicial Castle“ für seine beste Leistung hält, welches es Jahre später nur auf eine Cover-Disc eines PC Spiele Magazin geschafft hat.

Oldest Cargo · STRIX MEMORIA "Magician's Castle - Title Theme"
Mike Clarke erzählte unter anderem, dass er die Musik und die Sprachausgabe für WipeOut auf der PlayStation am Amiga entwickelt hat. Für die Sprachausgabe wurde der Amiga Voice Synthesizer genutzt. Bis 2010 verwendete Mike Clarke für Musik oftmals weiterhin seinen Amiga 1200, unter anderem für alle PlayStation 1-Spiele. Tim Wright und Mike Clarke von Psygnosis Auf die Frage ob es bei der Produktion von Musik auf die etwas schnellere Wiedergabe unter NTSC Rücksicht genommen wurde, gab es ein klares „no“. Hannes Seifert Gründer von Neo Software, jetzt bei Riot Games Als nächstes kam Hannes Seifert auf die Bühne. Sein Werdegang liest sich eigentlich wie die Creme de la Creme der deutschsprachigen Videospiele Anfang der 1990er Jahre. So war er für die Musik bei 1869 und Burntime von Max Design verantwortlich, war einer der Gründer von Neo Software und entwickelte dort unter anderem Whale‘s Voyage und Der Clou. Er erzählte über die Anfänge von Neo Software. Um Neo Software gründen zu können wurden 250.000 Schilling (knapp 18.000 €) zusammengekratzt. Daher blieb für die Entwicklung des ersten Spiels Whale’s Voyage kein Geld übrig und so wurde 1,5 bis 2 Jahre größtenteils ohne Lohn an dem Spiel gearbeitet. Obwohl sie sich für das Spiel zu viel vorgenommen haben, gehört es zu seinen Lieblingsspielen. Nach dem erfolgreichen Release von Whale’s Voyage und Der Clou haben sie sich mit Teil 2 von Whale’s Voyage übernommen und wären fast bankrott gegangen. Daher schlossen sie sich einem Publisher an und konzentrierten sich auf die Entwicklung ihrer Spiele. Nach dem Verkauf an Take2 und der Umbenennung zu Rockstar Vienna, erschien das erste Spiel für die Xbox noch mit einem Neo-Logo. David John Pleasance bei der Vorstellung der Amiga Global Alliance David Pleasance war nicht nur mit einem eigenen Stand vertreten, wo er unter anderem seine über Kickstarter finanzierten Bücher Commodore – The inside Story und From Vultures To Vampire anbot, sondern auch bei einem Panel über die Zukunft der Amiga Community referiert hat. So möchte er am 1. Februar 2023 mit einer neuen Webseite namens Commodore Amiga Global Alliance starten. Die Webseite soll alle Commodore- und Amiga-Fans zusammenbringen, die bereit sind eine jährliche Gebühr zu zahlen. Angefangen bei 35 €, zumindest für diejenigen die auf der Amiga37 unterzeichneten, bis hin zu 5.000 € für Großfirmen. Dafür sollen alle Personen oder Firmen, die irgendein Service rund um Commodore anbieten, gelistet werden. Ein Teil des Geldes, mindestens 25%, soll an die Community zurückgegeben werden, um Hard- und Software-Produktionen zu unterstützen und Werbung für diese zu machen. Für Mitglieder soll es Rabattaktionen auf diese Produkte geben.

Zusätzlich wird versucht, ein Drehbuch über Jack Tramiel, Gründer und langjähriger Chef von Commodore, bis er 1984 im Streit die Firma verließ, und nachher Inhaber von Atari wurde, in Auftrag zu geben, da Jack Tramiels Leben viele interessante Geschichten böte.

Wenn es um Amiga geht, dürfen zwei Personen nicht fehlen. Zu einem, einer der wichtigsten Entwickler des ersten Amigas, Ron Nicholson, der nie für Commodore gearbeitet hat, und der Amiga-Entwickler bei Commodore Dave Haynie. Die Idee hinter dem Amiga war es einen einfachen und sauber dokumentierten Rechner herzustellen, was auch an der guten und relativ leicht verständlichen Dokumentation zu sehen sei. Niemand rechnete damit, dass es 37 Jahre später immer noch so viele Fans des Rechners geben würde, schon mal gar nicht nach der Commodore Pleite, so Ron Nicholson.

Ron Nicholson (Amiga Erbauer) und Dave Haynie (Amiga Entwickler bei Commodore) Dave Haynie erzählte ein bisschen aus dem Nähkästchen, so war er schon seit 1,5 Jahren mit etwas anderem beschäftigt, als der Amiga 3000 veröffentlicht wurde. Die Entwicklung des AA-, beziehungsweise AGA-Chipsatz wurde intern nur als Pandora’s Box betitelt, da es eigentlich schon zu spät für diese Grafikleistungen war. Seit 1988 wurde bei Commodore bereits an einem AAA-Grafikchipsatz mit 64 Bit gearbeitet, welcher mit Software für OpenGL und Postscript ausgestattet gewesen wäre. Auch an Multiprozessoren mit Motorolas 68k-CPUs arbeitete Dave Haynie. Ebenso konnte er bestätigen, dass bereits eine Nachfolgekonsole des Amiga CD32 in Entwicklung war. Mev Dinc und Jon Hare von Sensible Software Als nächstes kamen Jon Hare und Mev Dinc von Sensible Software auf die Bühne. Das erste Fußballspiel, was Jon Hare bei Sensible Software programmierte, wurde 1988 für 30.000 GBP an Microprose verkauft und Microprose Soccer genannt. Da diese das beste Angebot gemacht hatten. Das zweite Fußballspiel wäre fast an Virgin Interactive verkauft worden, doch Jon Hare war mit der Umbenennung des Spiels in Virgin Soccer nicht einverstanden, so die Aussage auf der Amiga37. Daher veröffentlichten sie das Spiel selbst.

Mev Dinc programmierte noch am Spectrum ZX und Commodore 64 eigene Spiele, ist aber schon seit Amiga Zeiten nur noch Game Designer. Die schönste Zeit erlebte er mit dem Amiga, obwohl er nie Spiele gespielt hat. Großbritannien machte den Amiga zu einem Spielecomputer. John Hare findet die Amiga-Zeit ebenfalls am schönsten, da damals noch 75% der Zeit in das Design des Spiels gesteckt wurde und nicht in die Grafik, wie heute.

Peter Keshishian und das Commodore-Team auf der CeBIT und im Hintergrund die riesige Videoleinwand Da Peter Keshishian nicht nach Deutschland Reisen konnte, wurde er per Video-Stream zugeschaltet. Peter Keshishian war Produktmanager Amiga in Deutschland und war unter anderem für die Präsentation auf der CeBIT verantwortlich. Hauptsächlich versuchte er aber die Big-Amigas in deutsche Büros zu bringen. 1991 oder 1992 hatte Commodore noch richtig Geld und investierte ein kleines Vermögen in eine riesige Videoleinwand für die CeBIT. Auch er konnte über einige unsinnige Entscheidungen bei Commodore berichten. Obwohl viele im Büro lieber mit einem 100 Hz Monitor gearbeitet hätten, war Commodore strikt dagegen, so einen Monitor anzubieten. Er entwickelte auch Ideen für das wie ein CD-Player aussehende CDTV, welches entwickelt wurde, da Analysen ergaben, dass Spielecomputer im Wohnzimmer nicht akzeptiert werden. So hatte er bereits die Möglichkeit einer Enzyklopädie von Bertelsmann zu veröffentlichen abgesprochen, allerdings stieß er auch damit bei Commodore auf taube Ohren. 1993 verließ er dann Commodore, nachdem der Verkaufsdruck immer größer wurde, und der damalige Geschäftsführer ihm den Auftrag gab, Amiga Bundles mit C64-Diskettenlaufwerken verkaufen zu müssen. Martyn Brown und Andreas Tadic von Team17 Martyn Brown und Andreas Tadic von Team17 kamen als nächstes auf die Bühne. Team17 wurde gegründet da sie eine Gruppe von 17 Freunde waren, die den Amiga liebten. Jeder hat dem anderen geholfen, da niemand alles konnte, und nur durch Zusammenarbeit die Spiele programmiert werden konnte. Damals gab es auch keine Budgetprobleme, da es einfach kein Budget gab. Spiele waren fertig, sobald sie fertig waren. Jim Collas einst Hoffnungsträger der Amiga-Gemeinde Als letzter Gast des ersten Abends war der ehemalige Amiga Inc. Präsident Jim Collas per Stream zugeschaltet. Er berichtete von seiner Zeit bei Gateway und welche Pläne er mit Amiga hatte. Es war ein neues Betriebssystem auf Linux basierend in Planung und viele Designer wollten für den kommenden Amiga entwickeln. Dieser sollte auch wieder als Desktop und als Spielesystem herauskommen und einen Online-Shop ähnlich dem jetzigen Apple Store erhalten. Laut Jim Collas baute Microsoft aber starken Druck auf Gateway auf, so dass er Gateway verließ und Amiga Inc. auch bei Gateway keine Chance mehr hatte.

Die Vorträge Tag 2

Der komplette Live-Stream des zweiten Tages:

Am zweiten Tag wurden den Ausstellern Zeit auf der Bühne gewährt, die ebenfalls einiges zu erzählen hatten. So brachte Gunnar von Boehm vom Apollo Team seine Liebe zum Amiga zum Ausdruck. Er hat alles, was er heute macht, der einfachen Programmierung des 68k-Prozessors und den sehr guten Handbüchern am Amiga zu verdanken. Ein PowerPC braucht für die Programmierung dreimal so viele Befehle und ist damit eine größere Hürde für den Einstieg in die Programmierung. Er und sein Team versuchen mit den Vampire-Karten und Mini-Rechnern wieder das Gefühl alter Tage zurückzubringen. So sollen Jugendliche wieder Spaß am Programmieren bekommen, ohne direkt vor großen Hürden zu stehen.

Gunnar von Boehm über die Liebe zum Amiga und die Zukunft von Vampire Als nächstes stehen Vampire-Karten für die Bigbox Amigas (A3000 und A4000) an, wobei noch dieses Jahr ein Adapter für die Amiga 500 Vampire-Karte für den Amiga 2000 erscheinen soll, da die bisherigen Einbaulösungen alle nicht optimal sind.

Für die nahe Zukunft ist ein Kabel geplant, das Diskettenlaufwerke an ein Vampire V4 System anschließen lässt und dann auch von Diskette gebootet werden kann. Gleiches gilt für ADF-Images.

Auch über einen Laptop mit Vampire V4 Board ist bereits nachgedacht worden, aber bisher noch keine große Priorität verliehen worden. Zum Ende wurde live vor Ort eine mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Entwickler der OpenPandora-Systeme (Dragonbox) und Apollo ausgelotet.

icomp-Firmeninhaber Jens Schönfeld Jens Schönfeld betreibt seit 1994 mit Individual Computers seine eigene kleine Firma, in der er versucht, das Maximum aus eigenen Turbokarten für Amiga und Nachbau-Rechner herauszuholen. So stehen neue Turbokarten für den Amiga 1200 an, die zwischen 25 MHz (68040) und 100 MHz (68060) getaktet sein sollen und die bisher schnellsten Recheneinheiten bieten sollen. Die Preise sind ab 500 € bis zu 1.000 € allerdings auch sehr hoch, wobei zuerst die 1240er mit verschieden getakteten Prozessoren veröffentlicht werden sollen. FPGA-Karten kommen für ihn nicht in Frage, da diese nicht Retro wären und es noch immer zu Problemen kommen kann. Auch der Amiga 2000 soll mal eine Turbokarte erhalten, leider dauert die Entwicklung noch weiter an. Der Startbildschirm von Aquabyss Aged Code präsentierte ein neues Spiel für Amiga Systeme, welches seit sieben Jahren in Entwicklung ist und auf der Amiga37 erstmalig erhältlich war. Aquabyss benötigt mindestens 2MB Chip-RAM und 8MB Fast-RAM. Empfohlen wird eine Motorola 68030 CPU mit 50 MHz oder besser. Aquabyss spielt in einem Jules Verne ähnlichen Universum und verbindet Handelssimulation mit Rollenspiel und Adventure. Das Tutorial ist ungefähr eine Stunde lang, wobei die Geschichte rund um die Suche nach Onkel Jule direkt beginnt. Dank Netzwerkfunktionen können Spieler interaktiv Waren handeln oder Speicherstände synchronisieren. Wer lieber offline spielen möchte kann dies ebenso. Bisher gibt es das Spiel nur für Amiga, die Server könnten aber auch für andere Systeme genutzt werden, es müsste nur jemand anders Aquabyss umsetzen. Das Spiel ist zurzeit Work in Progress, es werden regelmäßig Patches und Updates veröffentlicht, bietet aber schon größtenteils deutschen Text und kann auf der Webseite für 29,95 € gekauft werden.

Mike Battilana, Chef von Amiga und Cloanta, stellte im nächsten Panel klar, das mittlerweile fast alle Streitigkeiten gelöst worden seien und es kein Copyright Chaos gebe. Amiga besitzt nun alle Dokumente und Rechte aus der Commodore und Amiga International Zeit, ausgenommen die Kickstart 3.x Rechte, welche weiterhin zu Hyperion gehören. Diese Rechte können problemlos lizensiert werden. So konnte er Exklusiv auf der Amiga37 eine Vereinbarung mit Blaze Entertainment (Evercade) bekannt geben. Diese wurden mittlerweile von Blaze Entertainment bestätigt und kündigten für 2023 neue Spielmodule für das Evercade mit Amiga-Spielen an. Ebenso wurde eine Vereinbarung mit dem Retro-Streaming-Dienst Antstream abgeschlossen, die zu noch mehr Amiga-Spiele führen soll. Auch die German National Library und Cloanto werden als Lizenzpartner aufgeführt.

Mike Battilana hat gute Neuigkeiten Gerüchte, dass das TheA500 mini nicht Amiga hätte heißen dürfen, verneinte Mike Battilana. Theoretisch dürfte sogar ein Amiga Auto entwickelt werden, ausgenommen sind nur echte Computer und ein neues Betriebssystem. Steven Jones von imica stellt Neuigkeiten zu den Checkmate Monitoren vor Steven Jones von imica erzählte ein wenig über den neuen Checkmate Monitore die in zwei Ausführungen erhältlich sein werden. Der Monitor besitzt ein LCD-Panel und ein in die Tiefe gehendes Gehäuse, in dem kleine Minirechner, wie ein Raspberry oder ein MISTer untergebracht werden können.

Hauptaugenmerk wurde aber auf die Kompatibilität mit alten Konsolen und Heimcomputern gelegt. So wurde ein Adapter verbaut, der alle Signale in ein scharfes digitales Bild umwandeln kann. Dabei ist es auch egal ob es sich um ein PAL oder NTSC-Signal handelt. Die Verzögerung der Bildwiedergabe soll bei 17 Millisekunden liegen, was beim Spielen nicht auffallen dürfte.

Dimitris Panokostas Programmierer von Amiberry Als Vorletzter Gast traf Dimitris Panokostas, Chefentwickler von Amiberry, auf die Bühne. Er war etwas enttäuscht, dass Retro Games ihn nicht auf den THEA500 Mini angesprochen haben, da sie zusammen etwas Besseres hinbekommen hätten, als den Stand bei der Auslieferung des Gerätes. Amiberry gilt als sehr gute Emulationssoftware für Amiga-Systeme und ist mittlerweile für fast alle Betriebssysteme verfügbar. Enrico Vidale und Trevor Dickinson die Zwei für NextGen Amigas Auch Trevor Dickinson darf auf einer Amiga-Party nicht fehlen. Schließlich sind Trevor Dickinson von A-EON und Enrico Vidale von ACube die Entwickler geistiger Nachfahren von Amiga Systemen. So war der Minimig von ACube, der erste echte Hardwarenachbau im FPGA-Design und der X1000 und X5000 von A-EON echte PowerPC alternativen mit Amiga Betriebssystem. So stellten die beiden auch einen kurzen Ausblick in die Zukunft der PowerPC-Amigas. Acube wird mit dem Sam460LE das letzte Motherboard mit PowerPC-CPU auf den Markt bringen, da die CPU nicht mehr hergestellt wird. Die letzte Charge der Herstellung ging somit an ACube.

Zusätzlich kündigte ACube auch ein Open Source Laptop an, das mit einer T2080-PPC-CPU und aufrüstbarer GPU ausgestattet ist, auf dem unter anderem AmigaOS 4.1 FE funktionieren soll.

Enrico Vidale zeigt das erste Amiga 1222plus Board Auch das sich seit Jahren in der Produktion befindliche A1222plus soll spätestens im Januar 2023 erhältlich sein, welches für den Betrieb von Linux, Amiga OS4.1 FE oder MorphOS ausgelegt ist und sich am Preis der Sam-Boards orientieren soll, wahrscheinlich 900 €. Ebenso ist der Multicore Support für OS4 fast fertig, was bereits erhältliche Systeme zum Teil deutlich schneller macht. Zu guter Letzt wurde noch die Enhancer Software 2.3 für einen Start vor Weihnachten genannt. Auf die Frage, ob ARM-CPUs die sinnvolle Fortentwicklung nach den PowerPC-CPUs wären, gab es klares ja. Im Gegensatz zu Intel Prozessoren, die niemand als Zukunftsträchtig ansah.

Fazit

Die Amiga37 im Wickrather Kunstwerk war ein fantastisches Erlebnis. Nicht nur wurde eine passende Lokation für die Größe des Events gefunden, sondern auch die passenden Gäste eingeladen. Obwohl einige schon auf der Amiga34 dabei waren, hatten alle etwas neues zu erzählen und brachten ihre Liebe zum Amiga zum Ausdruck, niemand war auch nur ansatzweise Fehl am Platz. Wollte man einer der zahlreichen Gäste ansprechen, war dies zu fast jederzeit möglich. Ein Gespräch mit Dave Haynie, Ron Nicholson oder David John Pleasance kein Problem. Auch die Inhaber der Stände waren immer ansprechbar und alle gaben reichlich Autogramme. Nicht nur die Vergangenheit wurde hier gefeiert, sondern auch wieder in die Zukunft geblickt. Neue Spiele wurden gezeigt und waren anspielbar, tolle neue Hardware-Erweiterungen wurden vorgestellt und erste Anfragen an Kooperationen ausgetauscht. Meiner Meinung nach wird der Amiga zwar weiterhin ein Nischenprodukt bleiben, doch die Zukunft sah in diesem Jahrhundert noch nie besser aus. Selbst Mike Battilana konnte einige positive Zukunftsaussichten geben, obwohl er noch nicht über alles Sprechen durfte. Die einzigen zwei Sachen, die mir nicht gefallen haben: Es gab keinen neuen Amiga Joker und die Getränkepreise waren höher als im Disneyland Paris. Die nächste Amiga3x darf gerne schnellstmöglich kommen.

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Vielen Dank für den tollen Bericht!

Hier kann man dir auch über die Amiga 37 erzählen hören!

Podcast-Tipp:

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Eine tolle Übersicht und Zusammenfassung, sehr schön zu lesen.
Ich habe natürlich euren Podcast gehört, den Großteil bei den „Kompottis“ :slight_smile:

Unglaublich, wie groß die Szene noch immer ist. Wo ich allerdings aussteige, sind die ganzen Hardware Dinger, da blicke ich einfach nicht mehr durch. Irgendwie kommt auch immer wieder viel Wehmut an die alten Zeiten auf, als ein Turrican Startbildschirm, ein IK+ oder effektvolle Demos einfach minutenlang bestaunt werden konnten und man stolz war, so einen „Power-Homecomputer“ zu besitzen.

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